Eulen bekommen wir selten zu sehen. Einerseits leben sie im Wald und sind nachts aktiv. Außerdem sind dort die nahezu lautlos. Doch manche Vögel haben es sich auch in den Städten gemütlich gemacht.
Auf den ersten Blick wirkt die Eibe wie jeder andere Baum. Die rotbraunen Äste ragen in den Himmel. Ihre Zweige sind dicht mit Nadeln bewachsen. Nur der graue Dreck auf dem Boden sieht ungewöhnlich aus. Dann bewegt sich ein braunes, plüschiges Stück Ast, das gar kein Ast ist. Auf immer mehr Ästen tut sich etwas. Plötzlich starren ein Dutzend großer Augenpaare hinunter. In der dichten Eibe wohnen jede Menge Waldohreulen.
Waldohreulen besetzen Bäume und dichte Sträucher zum Schlafen. Dort sitzen sie gut versteckt und oft in größeren Gruppen reglos beieinander und bleiben mucksmäuschenstill. So bleiben sie so gut wie unbemerkt.
Gut getarnt
Die Eulen sind hervorragend in ihrem Wohnbaum getarnt. Mit ihrem gedrungenen Körper und ihrem rotbraunen Gefieder wirken sie eher wie ein paar Extra-Äste am Baum. Erst wenn sie ihre gelben Augen aufreißen, sieht man die Tiere ganz genau. Dann kann man man auch ihre putzigen Federohren erkennen, die von ihrem runden Kopf abstehen.
„Die Federohren können die Eulen anlegen oder in eine bestimmte Richtung lenken“, erklärt Eulenexperte Ansgar Poloczek. „So wissen sie ganz genau, woher ein Geräusch kommt, etwa von Mäusen.“ Und auf diese kleinen Nager haben es die Eulen ganz besonders abgesehen.
Waldohreulen sind hauptsächlich an Feldmäusen interessiert. Nur selten fressen die Raubvögel auch mal einen kleineren Vogel oder ein größeres Insekt. Wenn die Eulen jagen, gleiten sie dicht über dem Boden und halten Ausschau nach ihrer Beute. Dabei bleiben sie nahezu unbemerkt. „Einerseits sind Eulen nachtaktiv und jagen im Dunkeln“, erklärt der Fachmann. So können viele Tiere sie gar nicht erst sehen. „Außerdem fliegen die Eulen dank besonderer Federn an den Flügelspitzen quasi lautlos.“ Die Kanten dieser Federn haben Zähne. Dort kann die Luft hindurchstreichen, ohne ein Geräusch zu machen.
Ih, Gewölle
Wenn eine Waldohreule eine Maus entdeckt hat, packt sie ihre Beute rasch mit ihren starken Krallen – und verschluckt sie dann. Die Haare und Knochen ihrer Beutetiere können die Waldohreulen jedoch nicht verdauen. Daher würgen sie regelmäßig einen Ballen mit den Überresten von Mäusen heraus. Diese grauen Ballen werden auch Gewölle genannt.
Das ist der graue Dreck, der unter einem Baum voller Eulen auf dem Boden liegt. Am Gewölle kann man am besten erkennen, ob eine Gruppe Eulen sich einem dicht bewachsenen Baum als Wohn-Baum ausgesucht hat.
Kauz, Uhu, dicker Spatz
Etwa ein Dutzend Eulenarten leben in Europa. Die meisten von ihnen brüten auch bei uns in Deutschland. Die häufigste Art ist der Waldkauz mit seinem berühmten Ruf, den man in den Wäldern oft hören kann: Huuu-hu-huuu.
In großer Zahl lebt auch die Waldohreule und die Schleiereule bei uns. Deutlich seltener sind Steinkauz und Raufußkauz. Die größte Eule in Deutschland ist der Uhu, die kleinste der Sperlingskauz. Der sieht auf den ersten Blick aus wie ein dicker Spatz.
Text und Foto: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, Februar 2023
Quellen: