Baukasten oder Spielzeug-Küche? Action-Figur oder Barbie-Puppe? Im Spielzeugladen wird oft zwischen Sachen für Mädchen und Jungen getrennt. Marktforschende wollen damit gezielter auf die Wünsche der Kinder eingehen. Was für ein Quatsch.
Im dem einen Kinderzimmer gibt es Puppen, Ponys und Märchenschlösser. Im anderen Piraten, Dinos und Ritterburgen. Manchmal sieht das Spielzeug von Mädchen und Jungen ganz unterschiedlich aus. Und ab und zu sogar die Schulsachen. Da gehen viele Mädchen zum Beispiel mit einer rosa Schultasche auf dem Rücken in die Schule. Oft sind dort Schmetterlinge darauf abgebildet. Manche Jungen hingegen tragen blaue Schultaschen mit Robotern. Woran liegt das eigentlich?
Es gibt Fachleute, die untersuchen, wie wir leben, wofür wir uns interessieren und was wir einkaufen. Dabei stoßen sie auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Ältere Leute kaufen oft andere Kleidung als jüngere Leute. Menschen aus Europa mögen oft anderes Essen als Menschen aus Asien. Und auch zwischen Männern und Frauen beobachten sie ähnliche und verschiedene Hobbys und Geschmäcker.
Besser Produkte verkaufen
Firmen, die etwa Kleidung, Geräte, Kosmetik oder Spielzeug herstellen, wollen solche Dinge genau wissen. Sie glauben: Je besser sie die Wünsche ihrer Kunden kennen, desto mehr Produkte können sie auch verkaufen. Wenn Hersteller zwischen Produkten für Männer und Produkten für Frauen unterscheiden, dann nennt sich das Gender-Marketing.
Dem Gender-Marketing zufolge hätten wir je nach Geschlecht völlig unterschiedliche Wünsche. Und das schon von klein auf. Spielzeug-Hersteller sagen dann, dass Jungen am liebsten bauen, sammeln und toben würden, während Mädchen lieber basteln, schminken und träumen. Sie stecken Rennautos, Superhelden und Astronauten in blaue Verpackungen. Und Einhörner, Feen und Prinzessinnen in rosa Kisten. Das eine Spielzeug scheint so für Jungs zu sein, das andere für Mädchen.
Auch in der Fernseh-Werbung können wir das gut beobachten. Da raufen die Jungen miteinander und spielen Fußball, während die Mädchen zu Hause mit Puppen spielen. Jungen haben dort fast nur blaue Klamotten an. Mädchen tragen rosa.
Jungen und Mädchen werden eingegrenzt
„Wenn wir in diesen Mustern denken, dann grenzen wir hier Jungen aus und engen dort Mädchen ein“, sagt Almut Schnerring. Sie hält Vorträge über Gender-Marketing und hat dazu auch ein Buch geschrieben. Almut Schnerring findet diese strikte Unterscheidung zwischen den Geschlechtern nicht richtig. „Schließlich gibt es doch auch Jungen, die sich ein Puppenhaus wünschen, und Mädchen, die mit dem Spielzeugauto durch den Kindergarten brausen.“
Natürlich würden Marktforscher beobachten, dass viele Jungen andere Dinge mögen als viele Mädchen. Doch Wissenschaftler haben auch herausgefunden, dass Kinder mit allen möglichen Spielsachen spielen. Ganz unabhängig von ihrem Geschlecht.
Deshalb sagt Almut Schnerring: „Nur damit die Hersteller mehr Spielzeug verkaufen können, sollen Mädchen und Jungen nicht in verschiedenen Welten aufwachsen.“ Kinder sollten sich deshalb ihr Spielzeug selbst aussuchen können. Und das wäre viel leichter, wenn die Sachen in bunten und nicht nur in rosafarbenen und in blauen Verpackungen steckten.
Rosa für Mädchen?
Übrigens: Dass Rosa eine Farbe für Mädchen und Hellblau für Jungen ist, war nicht immer so. „Rot in allen Tönen galt als Farbe der Könige und anderer Herrscher“, erklärt Almut Schnerring. Rot stand für Macht und Krieg. Somit trugen viele Männer Rot. Rosa war sozusagen das kleine Rot – und deshalb oft für Jungen gedacht.
Vor rund 100 Jahren änderte sich das dann. Blau war die Farbe des Ozeans. Somit wurde die Farbe auch der Marine zugeschrieben und die Matrosen-Anzüge blau gefärbt. Rosa war fortan für Mädchen-Kleidung gedacht. Rosa und Hellblau sind also keine Farben, die von Natur aus typisch für das eine oder das andere Geschlecht sind.
Text und Foto: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, Februar 2019
Quellen: