Marienkäfer-Brackwespe

Von Zombiekäfern und anderem Horror der Natur

Viele Leute haben ein Haustier zu Hause. Doch es gibt auch Lebewesen, die es sich bei uns gemütlich machen, obwohl wir sie überhaupt nicht haben wollen: Parasiten.

Die Blattlaus saugt den Pflanzensaft aus einer Blume. Der Floh macht es sich in Bellos Fell gemütlich. Und die Mücke zapft unser Blut an und hinterlässt einen juckenden Stich. In der Natur gibt es viele lästige Schmarotzer. Man nennt sie auch Parasiten. Doch was sind das für Lebewesen? Und warum gibt es die überhaupt?

„Von Parasiten sprechen wir, wenn ein Lebewesen ein anderes Lebewesen zu seinem einseitigen Vorteil nutzt“, erklärt der Tierarzt Jakob Trimpert. Der Parasit macht sich die Beziehung zunutze. Das Lebewesen, das benutzt wird, ist der sogenannte Wirt. Parasiten ernähren sich etwa vom Blut ihres Wirts. Oder sie legen ihre Eier bei ihm ab. Oder sie lassen sich auf oder im Wirt bequem von einem Ort zum anderen tragen.

Schmarotzer gibt es schon so lange es Leben auf der Erde gibt, sowohl bei Pflanzen also auch bei Tieren und Menschen, in allen Formen und Größen. „Manche Parasiten sind so klein, dass sie im Blut oder in den Organen ihres Wirts leben“, erklärt der Fachmann weiter. „Größere Parasiten leben außerhalb ihres Wirts, etwa Mücken, Flöhe und Zecken.“

Mal lästig, mal gefährlich

Auch wir Menschen haben mit diesem Ungeziefer zu tun – und das schon ganz früh. Vielleicht hat es ja schon damals in deinem Kindergarten oder auch in deiner Schule mal ein Problem mit Kopfläusen gegeben? Die kommen häufig vor, wenn viele Kinder miteinander spielen. Dann klettern die Läuse von Kopf zu Kopf und machen es sich dort gemütlich.

Für den Wirt können Parasiten dann unheimlich lästig sein. Normalerweise sind sie aber nicht weiter gefährlich. Ein Parasit hätte schließlich nichts davon, wenn er das Leben seines Wirts bedrohen würde. Doch genau das kommt in der Natur hin und wieder vor. Und zwar so: „Parasiten können Krankheitserreger wie etwa Viren oder Bakterien in ihren Wirt einschleusen“, sagt Jakob Trimpert.

So überträgt etwa eine Stechmücke in den Tropen eine gefährliche Krankheit: Malaria. Durch ihren Stich gelangt ein Einzeller in die Blutbahn. Diese Einzeller verstecken sich in der Leber ihres Wirts und vermehren sich dort. Danach gelangen sie zurück ins Blut und lösen heftiges Fieber aus. In einigen Gegenden Afrikas, Asiens und Südamerikas sterben jedes Jahr viele Leute an Malaria.

Immer schön sauber bleiben

So lebensbedrohlich sind die Parasiten hierzulande bei weitem nicht. Nur Zecken können in einigen Gegenden Deutschlands gefährliche Krankheiten übertragen. Deshalb soll man auch nach einem Spaziergang im Wald oder im hohen Gras nachschauen, ob sich vielleicht eine Zecke irgendwo festgebissen hat, etwa in der Achsel oder Kniekehle.

Ein anderes wichtiges Mittel gegen Parasiten ist Sauberkeit. Wenn wir uns und unsere Klamotten und Bettwäsche regelmäßig waschen, kann sich Ungeziefer wie Flöhe oder Wanzen viel schlechter bei uns einnisten. Ebenso sollten wir uns von wilden Tieren und besonders deren Ausscheidungen fern halten. Auch von dort können Parasiten und Krankheitserreger auf Menschen übergehen. Die lästige Mücke im Garten oder Schlafzimmer werden wir so natürlich trotzdem nicht los. Mit manchen Parasiten müssen wir uns wohl oder übel einfach abfinden.

Der Zombiekäfer

Aus der Welt der Parasiten gibt es auch richtige Horrorgeschichten: die der Marienkäfer-Brackwespe zum Beispiel. Deren Larven fressen sich durch den Körper von Marienkäfern, verwandeln sie in Zombies und lassen sich von ihnen beschützen.

Die Wespe legt ein Ei in den Käfer, wo die Larve schlüpft und sich drei Wochen von ihrem Wirt ernährt. Doch der Käfer stirbt nicht. Die Larve lähmt den Käfer, verlässt dessen Körper und spinnt unter ihm einen Kokon. Von da an ist der fremdgesteuerte Zombiekäfer dazu verdammt, den Wespenkokon zu bewachen. Verrückt: Ein Viertel der Käfer überleben die Zombiezeit auch noch und erholen sich davon. Wie die Marienkäfer gelähmt und gesteuert werden, haben Forschende bis heute nicht herausfinden können.

Nutzen und ausnutzen

In der Natur gehen Lebewesen Beziehungen miteinander ein, ohne derselben Art anzugehören. Wenn ein Lebewesen ein anderes zu seinem Vorteil ausnutzt, sprechen wir von Parasitismus. Es gibt aber auch Beziehungen, in denen beide Lebewesen durch das Zusammenleben Vorteile haben. Dieses Verhältnis nennen wir Symbiose.

Ameisen und Blattläuse etwa leben in einer Symbiose. Die Ameisen verteidigen die wehrlosen Blattläuse vor Fressfeinden. Im Gegenzug erhalten die Ameisen einen süßen Saft von den Läusen: den Honigtau. Symbiose gibt es auch unter Pflanzen und Pilzen häufig. Pfifferlinge zum Beispiel leben in einer engen Beziehung mit den Bäumen, in deren Nähe sie wachsen.

Text und Foto: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, Dezember 2021

Quellen:

Naturkundemuseum: Parasiten – Life under cover

Parasiten

Biologiezentrum Linz

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