Kleine Tröpfchen
Eine winzig kleine gute Sache gab es ja an der Corona-Krise: Wir haben viel über Medizin gelernt. Wir wissen jetzt ein bisschen mehr Bescheid über Antikörperbildung und Infektionsraten und Reproduktionszahlen und RNA-Impfstoffe. Und auch über Aerosole.
Aero… was? „Aerosole sind winzig kleine Teilchen, die durch die Luft schweben“, sagt die Ärztin Ulrike Olgemöller. Aerosole werden daher auch Schwebeteilchen genannt.
Teilchen gibt es in drei Zuständen: Sie können fest, flüssig oder gasförmig sein. Aerosole sind ein Gemisch aus festen, flüssigen und gasförmigen Teilchen. Mit bloßem Auge können wir einzelne Aerosole nicht sehen. In großen Mengen aber schon. Ist das Gemisch eher flüssig, dann können wir es als Nebel in der Luft erkennen. Ist es eher fest, können wir Staub oder Rauch in der Luft sehen.
Sprechen, husten, niesen
Aerosole entstehen, wenn der Wind feine Mineralien von Gesteinen abträgt. Oder wenn er kleine Tröpfchen aus dem Meer aufwirbelt. Auch wir Menschen schicken Aerosole in die Luft: Wenn wir sprechen, singen, husten oder niesen.
„Weil Aerosole so leicht und klein sind, fallen sie nicht so schnell wie schwerere Tröpfchen zu Boden“, erklärt die Ärztin. Stattdessen können sie minutenlang durch die Luft wirbeln und weite Strecken zurücklegen.
Aus diesem Grund reden gerade so viele über über Aerosole. Denn wir wissen: Krankheitserreger wie Bakterien und Viren können an Tröpfchen haften. Viren können sich nicht von allein bewegen. Doch hat ein Mensch Coronaviren in seinem Körper, so kann er diese über Tröpfchen durch die Luft schleudern – und andere anstecken.
An der frischen Luft verteilen sich die Viren in der Weite.“
Dr. Ulrike Olgemöller
Coronaviren werden vor allem über größere Tröpfchen übertragen. Die fliegen nicht allzu weit und landen bald auf dem Boden. Das ist der Grund, warum wir die berühmten eineinhalb Meter Abstand zueinander halten. Viren können in geringeren Mengen aber eben auch an den viel kleineren Aerosolen kleben. „Deswegen sollen wir uns besser draußen aufhalten, wo die Viren vom Wind fortgetragen werden“, sagt Ulrike Olgemöller. „An der frischen Luft verteilen sich die Viren in der Weite, landen seltener bei uns und verursachen so weniger Krankheiten.“
Außerdem sollen wir unsere Räume lüften, damit die Luft mit unseren Viren nach draußen fliegt und frische Luft reinkommt. Sitzen viele Leute in einem Raum, in einem Klassenzimmer oder Schulbus zum Beispiel, können deutlich mehr Viren in der Luft sein. Deshalb halten wir nicht nur Abstand, sondern tragen auch FFP2-Masken. So schleudern wir weniger Tröpfchen durch die Luft.
Text und Bild: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, Juni 2020
Quellen:
Lungenärzte im Netz: Aerosole und Corona