Joghurt, Butter und Quark, Sahne, Käse. Diese und noch so viel mehr Lebensmittel werden aus Milch gemacht. Milch steckt auch in etlichen Süßigkeiten. In Schokolade, Eis, Pudding und vielen Backwaren. Für uns Menschen scheint die Milch von der Kuh ein wichtiges Lebensmittel zu sein. Doch tut uns die Milch denn tatsächlich gut?
„Milch ist auf alle Fälle ein hochwertiges Lebensmittel“, sagt Bernhard Watzl. Er ist Experte für unsere Ernährung und die Produkte, die wir zu uns nehmen. In der Werbung heiße es manchmal, Milch würde uns groß, stark, topfit und hellwach machen. „Das ist ein bisschen übertrieben. Trotzdem stecken in Milch und Milchprodukten viele Nährstoffe, die wir oft sehr gut verwerten können.“
In der Milch sind zunächst Eiweiße, Fette und Milchzucker enthalten. Dieser Zucker wird auch Laktose genannt. Er kommt in keinen anderen tierischen oder pflanzlichen Lebensmitteln vor. Im Babyalter können für gewöhnlich alle Menschen die Laktose verwerten. Wenn Säuglinge gestillt werden, können sie mit der Muttermilch alle Nährstoffe aufnehmen, die sie brauchen.
Was bedeutet laktoseintolerant?
Doch nach ein paar Jahren geht bei vielen Menschen der Stoff im Körper verloren, der den Milchzucker verdauen kann. Man sagt auch: Sie sind laktose-intolerant. Doch in manchen Gegenden der Welt ist dieser Stoff, der Milchzucker verarbeitet, auch erwachsenen Menschen erhalten geblieben. Europa ist einer dieser Gegenden.
Die Fähigkeit, Milchzucker zu verdauen, hat sich durch eine Veränderung im Erbgut mancher Menschen ergeben. Diese Fähigkeit haben die Menschen dann ihren Kindern weiter vererbt. Diese Veränderung erwies sich als ziemlich nützlich. Denn so wurde Milch ein energiereiches Nahrungsmittel für viele Leute. Die Menschen begannen, Kühe zu halten und diese zu melken. Und sie verarbeiteten die Milch zu anderen, besser haltbaren Milchprodukten weiter.
Praktische Vielfalt
Ein für uns wichtiger Bestandteil der Milch ist Calcium. Das brauchen unsere Knochen zum Wachsen. Und dann noch ein paar Vitamine und Spurenelemente von Stoffen, die unser Körper braucht. „All diese Nährstoffe können wir auch über andere Nahrungsmittel aufnehmen“, erklärt der Fachmann. „Doch für unsere tagtägliche Ernährung ist der Mix der Stoffe in der Milch ziemlich nützlich.“
Ebenfalls nützlich ist die Vielfalt der Milchprodukte. Etwas Milch im Müsli, ein Käsebrot in der Schulpause, ein Joghurt zum Nachtisch. Durch die vielen unterschiedlichen Produkte fällt es vielen Leuten leicht, die Nährstoffe aus der Milch jeden Tag zu sich zu nehmen. Außerdem bekommen uns die weiterverarbeiteten Milchprodukte wie Joghurt und Käse noch besser.
Trotzdem findet nicht jeder Milchprodukte gut. Manche sagen: Die Milch der Kühe ist für die Kälber und nicht für uns gedacht. Sie sagen auch: In der Milch sind inzwischen weniger gesunde und mehr ungesunde Stoffe enthalten, weil die Kühe nicht artgerecht gehalten werden. Und: Viele Milchprodukte würden zu billig verkauft. Nur wenige große Landwirtschaftsbetriebe könnten sich deshalb die Viehzucht überhaupt noch leisten.
Besser Natur als Kunst
Deshalb sagt auch Bernhard Watzl: „Nicht jedes Milchprodukt ist ein wirklich gesundes Milchprodukt. Denn nicht alle Milchprodukte sind gleich.“ So sei der Mix der Nährstoffe in der Bio-Milch oft besser als der, die günstiger verkauft wird. Das liege daran, dass die Kühe dann anderes Futter bekommen und anders gehalten werden.
Ähnlich verhalte es sich mit Käsesorten. Bei einem entsprechend gereiften Käse entstehen zusätzliche Eiweiße. Oft kosten diese Sorten dann mehr, weil sie aufwändiger hergestellt werden. Und die süße Erdbeer- oder Schokomilch, die voller Zucker und künstlicher Geschmacksstoffe steckt, hat mit gesunder Kuhmilch natürlich auch nicht mehr viel zu tun. Deshalb sollte man beim Markt darauf achten, wie die Milchprodukte gemacht sind, wo sie herkommen und was in ihnen steckt.
Welche Milch?
Und das ist gar nicht so leicht. Denn im Supermarkt ist die Auswahl riesig. Da gibt es Milch in Flaschen, Tüten und natürlich Tetrapacks. Es gibt Milch mit unterschiedlich viel Fett darin. 3,8% oder 1,5% Fettanteil steht dann zum Beispiel auf der Milchpackung.
Es gibt H-Milch im Regal. Sie kann ungeöffnet mehr Zimmertemperatur mehrere Monate gelagert werden. Das H steht für haltbar. H-Milch wurde zuvor stark erhitzt, um Bakterien in der Milch abzutöten. Frische Milch hingegen wird nicht ganz so stark erhitzt. Deshalb ist sie nicht so lange haltbar und muss in den Kühlschrank. Dafür stecken aber mehr Vitamine in ihr als in der H-Milch.
Und dann gibt es noch Getränke, die wie Milch verkauft und verwendet werden. Dabei haben sie mit Tiermilch gar nichts zu tun. Sie werden aus Sojabohnen, Hafer, Reis oder Nüssen hergestellt. Man kann mit ihnen genauso Müsli essen, Kakao anrühren oder damit Kaffee trinken. Sie haben auch eine ähnlich weiße Farbe wie Milch. Die Farbe haben die Milch und milch-ähnliche Getränke übrigens wegen des Eiweißes, das in den Flüssigkeiten steckt.
Text und Bild: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, Mai 2019
Quellen:
Bundesanstalt für Milchforschung