Das Weltraumteleskop
Wer den Nachthimmel beobachten will, benutzt am besten ein Teleskop. Mit dem Instrument können wir die Planeten und Sterne deutlicher sehen. Auch Menschen, die den Weltraum erforschen, gucken durch Teleskope. Manchmal befördern sie die sogar ins All.
Noch in diesem Jahr soll ein neues Teleskop in den Weltraum abheben: das James Webb Space Telescope (kurz: JWST). Experten von den Raumfahrtbehörden Nasa aus den USA und Esa aus Europa haben lange an dem Teleskop gearbeitet. „Herausgekommen ist das teuerste Ding, das jemals auf eine Rakete geschnallt wurde“, sagt Esa-Direktor Günther Hasinger. Und dieses Ding hat eine unglaubliche Reise vor sich.
Andere Weltraum-Teleskope bleiben in der Nähe der Erde. Das JWST hingegen wird sich eineinhalb Millionen Kilometer von unserem Planeten entfernen! Das ist ungefähr viermal weiter weg als der Mond von der Erde.
„Herausgekommen ist das teuerste Ding, das jemals auf eine Rakete geschnallt wurde“.
Günther Hasinger, Wissenschaftsdirektor ESA Madrid
Der Grund: „Das Teleskop misst Infrarot-Licht, also Wärmestrahlung“, erklärt Günther Hasinger. Wäre das Teleskop näher an der Sonne, würde ihre Wärme die empfindlichen Sensoren stören. „Das wäre so, als ob man am helllichten Tag Sterne beobachten wollen würde.“
Weit abseits der Sonne kann das JWST mehr im All erkennen als jedes Teleskop zuvor. Es wird etwa Wolken aus Gas oder Staub durchdringen können, in denen Sterne und Planeten entstehen. Zuvor konnte man nur auf solche Nebel gucken, nicht aber hinein. Auch soll das Teleskop erkennen, ob es auf der Oberfläche von Planeten Spuren von Leben gibt.
„Besonders gespannt bin ich aber auf das frühe Licht der ersten Galaxien“, sagt der Experte. Das Teleskop soll Licht empfangen, das Sterne einst ausgesandt haben, das aber erst jetzt bei uns ankommt. „Sozusagen können wir mit dem Teleskop in die Vergangenheit schauen.“ Die Forschenden wollen so mehr über die Entstehung des Weltalls erfahren.
Wie ein verpuppter Schmetterling
Bis James Webb das Ziel seiner Reise erreicht und seine Instrumente gestartet hat, wird es aber noch ein paar Monate dauern. Doch Warten sind die Fachleute gewohnt. Sie fiebern schon lange auf den Start des Teleskops hin. Ursprünglich war der Start für das Jahr 2007 geplant. Seitdem hatte es immer wieder Verzögerungen gegeben. Doch jetzt steigt die Spannung bei den Wissenschaftlern. „Die Nervosität bei uns ist in den ersten Wochen am größten“, erklärt Experte Günther Hasinger. Dann soll sich unter anderem ein schützendes Sonnenschild aufspannen.
„Für den Flug mit der Rakete ist das Teleskop zusammengefaltet wie ein verpuppter Schmetterling“, sagt der Fachmann. „Erst im All breitet es seine Flügel aus“. Das Sonnenschild ist ziemlich groß. Es hat die Fläche eines Tennisplatzes.
Text und Bild: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, Dezember 2021
Quellen
Aktuelle Meldungen zum Raketenstart