Ob Auto, Lkw, Bus oder Zug: Noch werden so ziemlich alle Fahrzeuge von Menschen gesteuert. Doch das wird wahrscheinlich nicht ewig so bleiben. Das könnte mehr Sicherheit auf der Straße bringen.
Eine paar Leute stehen an einer Bushaltestelle und warten. Dann fährt ein Bus vor. Er hält an, die Türen öffnen sich, die Leute steigen ein, die Türen gehen zu, der Bus fährt los. Alles total normal. Wenn der Bus von einem Busfahrer gesteuert würde.
Doch das Fahrzeug, in den die Menschen eingestiegen sind, fährt von ganz allein. Im Innenraum sind weder Pedale noch ein Lenkrad zu sehen. Zielsicher und nahezu lautlos rollt der kleine Bus die Straße entlang. Er bremst bei Hindernissen – und fährt weiter, wenn der Weg frei ist. Gestatten: Olli, der selbst fahrende Minibus.
Brotdose auf Rädern
Olli wird von einem Elektro-Motor angetrieben. Auf seinem Dach und nahe seiner Räder ist er mit Sensoren ausgestattet. Durch sie erkennt das Fahrzeug seine Umgebung. Mit seinen abgerundeten Kanten und den kleinen runden Lichtern sieht Olli richtig freundlich aus. Und ein bisschen wie eine zu groß geratene Brotdose auf Rädern. Doch ist so ein Bus ohne Fahrer auch sicher?
Andreas Knie grinst breit. „Olli wird sicherer fahren als ein Mensch das kann“, sagt der Mann zuversichtlich. Andreas Knie ist Mobilitäts-Forscher. Er kennt sich mit der Technik aus, die irgendwann einmal alle Fahrzeuge von selbst fahren lassen soll. „Olli besitzt einen schlauen Bordcomputer. Damit merkt er sich Strecken und Verkehrsregeln, erkennt Fahrbahn-Markierungen und Hindernisse. Wenn irgendetwas nicht stimmt, bleibt der Bus sofort stehen.“
Ein Computer hat es nicht eilig, wird nicht müde und lässt sich auch nicht von einer Nachricht auf dem Handy ablenken. Durch seine Sensoren kann ein selbst fahrendes Fahrzeug in alle Richtungen gleichzeitig gucken. Und sehr viel schneller als ein Mensch reagieren, wenn einmal Gefahr droht. Trotzdem fühlt es sich noch etwas merkwürdig an, in einem Fahrzeug zu sitzen, das wie von Geisterhand gesteuert wird. Aber daran werden sich die Leute wohl gewöhnen.
Mehr Ollis auf die Straßen
Denn in Zukunft soll es immer mehr selbst fahrende Ollis geben. Solche Busse könnten die Straßen nicht nur sicherer machen. Sie würden auch die Umwelt schonen. Wenn mehr Leute Bus fahren anstatt selbst ein Auto zu steuern, würden zudem weniger Fahrzeuge unterwegs sein. Und darüber hinaus kann Olli, was ein Busfahrer unterwegs nicht darf: sich mit den Fahrgästen unterhalten.
Noch ist die Technik im selbst fahrenden Bus neu und hat immer wieder kleine Probleme. „Mal schließen die Türen nicht richtig, mal werden seine Sensoren gestört“, sagt Andreas Knie. „Mal weiß Olli nicht, wie er ein Hindernis umfahren soll. Der Computer muss noch lernen.“ Bis überall selbst fahrende Busse auf den Straßen unterwegs sind, wird es also noch ein wenig dauern.
Kann ein Auto entscheiden?
Manche Autos können alleine einparken. Andere halten von selbst die Fahrspur oder bremsen im Notfall automatisch. Ganz und gar selbst und ohne Fahrer unterwegs sein kann und darf jedoch noch kein Auto. Doch die meisten Auto-Hersteller arbeiten an solchen Fahrzeugen.
Sie statten ihre Wagen mit Sensoren und Computern aus. So sollen sie den Menschen am Lenkrad ablösen. „Die Technik ist schon weit fortgeschritten“, sagt Andreas Knie. „Doch die Computer an Bord sind noch nicht klug genug, um Entscheidungen abzuwägen.“
Wird ein selbst fahrendes Auto eine rote Ampel überfahren, um den Weg für ein Feuerwehrauto frei zu machen? Und in welche Richtung soll es ausweichen, wenn plötzlich ein Kind auf die Straße springt? Solche Entscheidungen muss immer noch ein menschlicher Fahrer treffen.
Text und Bilder: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, Februar 2016