Sonnenuhr

Der Schatten zeigt die Zeit an

Wie spät ist es gerade? Ein Blick auf die Armbanduhr oder auf das Smartphone verrät die Zeit sofort. So leicht und praktisch ließ sich die Zeit aber nicht immer ablesen. Zunächst haben sich die Menschen nur nach der Sonne gerichtet.

De Lauf der Sonne bestimmt über Tag und Nacht auf der Erde. Im Osten geht die Sonne auf, im Westen geht sie unter. Das tut sie jeden Tag. Denn die Erde dreht sich einmal pro Tag um sich selbst und umkreist in einem Jahr die Sonne. Damals, als noch kein elektrisches Licht die Nacht erhellte, war das Tageslicht für die Menschen entscheidend. Die Zeit, in der die Sonne Licht spendet, bestimmte das Leben viel mehr als heute.

So war es für die Leute wichtig zu wissen, wie weit der Tag schon fortgeschritten ist und wie viel Zeit noch übrig ist, bis es wieder dunkel wird. Ein uraltes Instrument, die Zeit zu messen, ist die Sonnenuhr.

Stab im Boden

„Im alten China, in Ägypten und anderen Hochkulturen haben Menschen schon vor ein paar Tausend Jahren einfache Sonnenuhren gekannt“, erklärt Christian Sicka vom Deutschen Museum in München. „Die Menschen unterteilten den Tag zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang in zwölf Stunden. Die Zeit lasen sie an dem Schatten eines Stabs ab.“

So einen Stab nennt man Gnomon. Einfacher wird es, die Zeit abzulesen, wenn der Stab auch noch genau auf den Himmelspol nach Norden zeigt. So einen Stab nennt man Polstab. Die so ausgerichteten Stäbe steckte man in den Boden oder montierte sie an Wänden.

Wenn die Sonne scheint, bewegt sich der Schatten eines Polstabs im Laufe des Tages über ein Ziffernblatt. So einfach ist das zunächst mit der Sonnenuhr. Doch wenn die an jedem Ort und das ganze Jahr über die richtige Zeit anzeigen soll, dann wird es etwas kniffliger. Denn der Schatten des Polstabes ist mal länger und mal kürzer.

Andere Wege und Mittel

„Die Sonne wandert im Winter in einem flacheren und kürzeren Bogen über den Himmel“, erklärt Christian Sicka. Dadurch sind die Tage im Sommer länger als im Winter. Das liegt daran, dass die Achse unseres Planeten leicht geneigt ist. Die Erde steht ein bisschen schräg. „Der Stand der Sonne spiegelt sich auch in den Schatten wieder. Im Winter werfen wir längere Schatten, im Sommer kürzere.“ Die Schattenlänge des Polstabes zeigt uns so auch das Datum an und die Sonnenuhr hat eine eingebaute Kalenderfunktion.

Doch was ist, wenn der Himmel bewölkt ist und die Sonne keinen Schatten wirft? Was, wenn man auch abends und nachts wissen will, wie spät es ist? Hierfür ließen sich die Menschen bald andere Mittel einfallen um die Zeit zu messen. Sie erfanden Wasseruhren, bei denen aus einem mit Wasser gefüllten Gefäß in einer bestimmten Zeit das Wasser heraus tropfte. Auch Kerzen, die in einer bestimmten Zeit abbrannten, wurden als Zeitmesser benutzt.

Jahrhunderte später sollten mechanische und elektrische Zählwerke schließlich sehr viel zuverlässiger funktionieren. Sonnenuhren gibt es aber auch heute noch. Oft stehen sie in Parks und großen Gärten oder zieren Hauswände als Schmuck.

Trick mit der Armbanduhr

Sonne und Sonnenstand helfen uns aber auch heute noch bei der Orientierung. Bei einer langen Wanderung im Wald oder in den Bergen kann man sich schon mal ein bisschen verlaufen. Da hilft es oft, grob zu wissen, in welche Richtung man läuft. Zum Beispiel, wenn man weiß, wo in etwa die nächste Ortschaft liegt.

Wenn man keinen Kompass dabei hat, hilft auch der Stand der Sonne dabei, die Himmelsrichtung herauszufinden. Dazu hilft schon einmal eine berühmte Eselsbrücke: Im Osten geht die Sonne auf. Im Süden nimmt sie Mittagslauf. Im Westen wird sie untergehen. Im Norden ist sie nie zu sehen.

Wenn du eine Armbanduhr mit Ziffernblatt trägst, kannst du die Richtung ungefähr bestimmen. Dafür richtest du den Stundenzeiger auf die Sonne. Süden befindet sich dann genau in der Mitte zwischen der 12 auf dem Ziffernblatt und dem Stundenzeiger.

Text und Bild: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, Mai 2020

Quellen:

Sonnenuhr erklärt

Geschichte der Zeitmessung

Geschichte der Sonnenuhren

Kinder, wie die Zeit vergeht

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