Im Wasser

Die Technik hinter dem Schwimmbad

Im Keller laufen überall dicke Rohre entlang. Auf dem Boden, an den Wänden und an den niedrigen Decken. Manche führen zu brummenden Maschinen, andere scheinbar ins Nirgendwo. Einen so merkwürdigen Irrgarten bekommt nicht jeder zu sehen. Dabei wird dieser Ort tagtäglich von etlichen Leuten besucht. Wir sind in einem Schwimmbad! Nur eben eine Etage tiefer im Keller.

Hier wohnt die Technik – und ohne die läuft dort oben rein gar nichts. Hier wird unter anderem das Wasser in den Becken gereinigt und auf die richtige Temperatur gebracht. Aber wie funktioniert das genau?

Wenn du mit einem Satz in ein Schwimmbecken springst, dann kommt ganz schön Bewegung hinein. Dein Körper verdrängt eine bestimmte Menge an Wasser. In Wellen bewegt es sich zum Beckenrand – und schwappt über. Je mehr Badegäste im Becken sind, desto mehr Wasser tritt über den Rand. Das soll auch so sein. Denn mit dem abgelaufenen Wasser beginnt der große Kreislauf, in dem das Wasser im Schwimmbad sauber gemacht wird.

Warum riecht es nach Chlor?

Das übergelaufene Wasser macht keine Riesenpfütze auf dem Boden, wie zu Hause vor der Badewanne. Es verschwindet in einem unterirdischen Sammelbehälter – der Schwall-Wasser-Kammer. Dort werden zunächst alle Kleinigkeiten herausgefischt, die in einem Schwimmbad eben manchmal so herum schwimmen. Zum Beispiel Haare, Pflaster, Gummibänder oder kleine Stücke von Badenudeln. Das ganze Zeug bleibt in einem netzartigen Filter aus Metall hängen. Dann wird das Wasser aus dem Behälter in einen weiteren Filter gepumpt. Dieser ist mit Sand und Kohle gefüllt.

Zuvor wird noch ein so genanntes Flockungs-Mittel zugegeben. Das bindet im Wasser gelöste Stoffe, die zum Beispiel im Urin enthalten sind. Aus allen winzig kleinen Schmutz-Teilen bilden sich Flocken, die im Filter stecken bleiben. Doch das gereinigte Wasser ist noch nicht sauber genug. Es wird mit einem chemischen Stoff versetzt: mit Chlor. Dieser Stoff macht alle Keime kaputt, die für uns schädlich sein könnten. Kommt das Chlor etwa mit Urin und Schweiß in Berührung, so entsteht gebundenes Chlor. Oder auch Chlor-Amine.

Das ist das Zeug, was jedes Schwimmbad so riechen lässt, wie es eben riecht. Man kann sagen: Je doller es nach Chlor riecht, desto mehr Leute haben ins Wasser gepinkelt. Das gebundene Chlor ist auch das, was den Schwimmern in den Augen brennen kann.

Zurück ins Becken

Das gereinigte Wasser wird nach der Reinigung wieder ins Schwimmbad gepumpt. Düsen auf dem Boden drücken es zurück ins Becken. Außerdem kommt frisches Wasser mit hinein. So wird dasselbe Wasser nicht wieder und wieder durch die Reinigungs-Filter gespült. Außerdem wird das Wasser um ein paar Grad erwärmt. Denn durch die Aufbereitung im Keller hat es sich abgekühlt.

Dieser Kreislauf im Schwimmbad läuft rund um die Uhr. Nur, wenn einmal etwas am Becken repariert werden muss, müssen die Maschinen im Keller nicht arbeiten. Ansonsten sind die Pumpen und Filter Tag und Nacht im Dienst. Schließlich müssen sie eine riesige Menge an Wasser sauber halten. In ein Schwimmbecken mit 50 Metern Länge passen fast zwei Millionen Liter Wasser hinein!

Schmecken lassen

Das Wasser in den Becken ist so sauber, dass man es sogar trinken kann. Soll man aber nicht unbedingt. Es ist zwar nicht schädlich, aber im Wasser ist eben Chlor enthalten. Dadurch werden Keime und Schmutzstoffe zerstört, die durch die Badegäste mit ins Wasser gebracht werden. Und das muss ja nicht in unserem Bauch landen.

Übrigens: Je sauberer die Badegäste selbst ins Wasser gehen, desto weniger Chlor wird gebraucht, um die Keime kaputt zu machen. Deshalb soll man sich vor dem Schwimmen auch zuerst gründlich abduschen. Denn ein ganz bisschen Schweiß und Urin trägt nämlich jeder Mensch an seiner Haut mit sich.

Einmal durchsaugen, bitte

Wenn die Schwimmhalle nach einem langen Besuchstag geschlossen wird, hat sich unten auf den Fliesen des Beckens eine Menge Schmutz angesammelt. Doch wie kriegt man den Boden jetzt wieder krümelfrei? Na, wie zu Hause: Mit einem Staubsauger.

Natürlich kann man keinen herkömmlichen Staubsauger ins Wasser werfen. Der Sauger für Schwimmbäder ist eine ganz besondere Maschine. Sie heißt tatsächlich Beckenreiniger. Aber sie funktioniert genauso wie ein Staubsauger zu Hause und sieht auch ähnlich aus. Die Elektronik des Reinigers ist sicher vom Wasser geschützt. Er läuft ganz automatisch und wird ferngesteuert. Wie praktisch. So muss keiner unter Wasser die Luft anhalten und den Sauger Meter für Meter über die Fliesen schieben.

Text und Bild: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, Januar 2016

Quellen:

Infos über Chloramine

Figawa über Wasseraufbereitung

Berliner Bäderbetriebe

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