Immer glücklich, immer munter, immer gut drauf sein. Das wünscht sich doch eigentlich jeder. Wie wir uns fühlen, wird vor allem durch Abläufe in unserem Gehirn gesteuert. Dabei spielen zwei chemische Stoffe eine wichtige Rolle. Kann man die beeinflussen?
Wenn im Frühling wieder länger die Sonne scheint, sind viele Leute sofort besser gelaunt. Endlich wieder mit Freunden draußen unterwegs sein, endlich wieder Eis in der warmen Sonne essen. Solche und viele andere Momente machen uns glücklich. Aber woran liegt das eigentlich? Am Sonnenlicht? Am Eis?
Sicherlich wird unsere Stimmung von der Umwelt beeinflusst. Doch was wir letztlich fühlen, bestimmt unser Gehirn. Es steuert unseren Körper und alles, was wir mit ihm wahrnehmen. Wie das Gehirn das genau macht, ist aber unheimlich kompliziert und auch noch nicht ganz untersucht.
Austausch der Zellen
Lennard Ostendorf ist Mediziner und erforscht, was in uns Menschen vorgeht. Er erklärt das so: „In unserem Gehirn tauschen sich Nervenzellen untereinander aus. Sie sprechen sozusagen miteinander und geben sich dabei Anweisungen. Und zwar mit Hilfe von Neurotransmittern.“
Diese Neurotransmitter sind Botenstoffe, die Informationen weitergeben. Sie verwandeln chemische Signale in elektrische Signale und leiten sie weiter. Etwa an andere Nervenzellen, Muskeln oder Organe. Zwei wichtige Botenstoffe heißen Dopamin und Serotonin.
Dopamin ist für viele Dinge in unserem Körper zuständig. Es beeinflusst unter anderem unsere Bewegung, unser Wohlbefinden, unseren Mut und unsere Konzentration. „Wenn wir begeistert und glücklich sind, dann ist viel Dopamin zwischen unseren Nervenzellen tätig“, erklärt Lennard Ostendorf. Die Menge an Dopamin kann man messen.
Feuerwerk im Kopf
Der chemische Stoff löst ein Feuerwerk in unserem Kopf aus, dass uns anspornt etwas zu tun. Etwa, wenn wir uns auf etwas Leckeres zu essen freuen oder beim Einkaufen etwas sehen, das wir unbedingt haben wollen. „Dopamin lässt uns bei bestimmten Handlungen gut fühlen“, erklärt der Fachmann. „Es belohnt uns und ermuntert uns, die Handlung zu wiederholen.“
Serotonin ist nicht nur in unserem Gehirn tätig. Man kann es auch in unseren Verdauungs-Organen messen. Wenn der Körper Serotonin ausschüttet, fühlen wir uns ruhig, gelassen, zufrieden. Der Botenstoff wirkt unter anderem auf unsere Körpertemperatur, unseren Schlaf und unser Gedächtnis ein. Er steuert aber auch, wie stark wir Schmerz empfinden oder wie hungrig oder wie satt wir sind.
„Dopamin und Serotonin sind aber nur zwei von vielen Stoffen, die unseren Körper beeinflussen“, sagt Lennard Ostendorf. Ob wir uns wohl und glücklich fühlen, hängt außerdem auch davon ab, ob wir gesund sind, wie wir uns ernähren und uns bewegen. Den genauen Grund für eine Stimmung oder ein Gefühl zu nennen, ist daher schwierig zu bestimmen.
Zu viel macht auch nicht glücklich
Sich gut fühlen ist doch super. Und glückliche Augenblicke wollen wir so oft wie möglich haben! Wie wäre es, wenn wir jeden Tag nur Eis essen und Freunde uns ständig tausend tolle Nachrichten schicken würden? Was wäre, wenn wir beim Spielen immer gewinnen und auf dem Fußweg alle paar Meter einen Geldschein finden würden? Wären wir dann ununterbrochen glücklich?
Mit dem guten Gefühl ist das so eine Sache. Wir gewöhnen uns schnell daran. Das liegt wohl auch am Dopamin. Der wird ausgeschüttet, wenn wir Neues, Aufregendes, Überraschendes erleben. Wenn uns aufregende Dinge nicht mehr überraschen, bleibt das Dopamin aus. Und schon freuen wir uns über ein Stück Schokolade, unser Lieblingslied im Radio oder ein erreichtes Level im Computerspiel nicht mehr so sehr wie beim ersten Mal.
Manchmal suchen wir vergeblich nach neuen Glücksmomenten. Manche Leute kaufen sich ganz viele Klamotten, futtern ganz viel, gucken ständig nach neuen Nachrichten oder spielen ununterbrochen Computerspiele. Das erwünschte Gefühl bleibt aber aus. Besser ist es dann, sich eine Pause von diesen Dingen zu gönnen. Dann können wir uns von tollen Momenten auch wieder überraschen lassen.
Das Gehirn schützt sich selbst
Wenn die Botenstoffe Dopamin und Serotonin ausgeschüttet werden, fühlen wir uns gut. Sind wir dann unglücklich, müde und antriebslos, sobald wir nicht genug von diesen Stoffen haben? In manchen Zeitschriften heißt es: Um sich besser zu fühlen, soll man einfach Lebensmittel essen, in denen etwa Serotonin steckt. Doch ob das klappt, ist nicht bewiesen.
Das hat einen Grund. Viele Stoffe, die wir zum Leben brauchen, sind in unserem Gehirn tätig. Doch die Stoffe, die wir etwa durch Essen, Trinken oder Medikamente zu uns nehmen, wandern nicht sofort in unser Gehirn. Sie werden zunächst von unseren Verdauungs-Organen aufgenommen und gehen dort ins Blut über. Auf dem Weg ins Gehirn werden sie dann ausgebremst. Und zwar von der Blut-Hirn-Schranke. Das ist eine Schicht, mit der sich das Gehirn schützt. Ohne sie wäre es ständig großen Mengen von Stoffen ausgesetzt, die das Gehirn stark beeinflussen würden.
Text und Foto: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, März 2019
Quellen: