Im Gegensatz zu den meisten Säugetieren legen Vögel, Reptilien und Fische Eier. In denen wachsen gut versorgt die Embryos heran, bis sie schlüpfen. Diese Art der Fortpflanzung hat viele Vorteile.
Das Ei ist ein Zeichen für das Leben und den Beginn. Kein Wunder, schließlich schlüpfen fast alle Tiere aus Eiern – von den meisten Säugetieren natürlich abgesehen. Vögel, Reptilien, Amphibien, Fische und Insekten legen Eier. Fachleute sagen auch: Sie sind ovipar. Die Oviparie ist seit vielen Millionen Jahren bewährte Art der Fortpflanzung im Tierreich.
Eier legen hat viele Vorteile. Denn im Ei kann der Nachwuchs geschützt und außerhalb der Mutter heranreifen. „Dadurch kann die Anzahl an Nachkommen erhöht werden“, erklärt der Biologe Markus Klamt. „Denn Weibchen können mehr Eier legen als Platz für Jungtiere in ihrer Leibeshöhle wäre.“ Vogelweibchen können darüber hinaus schnell wieder fliegen, sagt der Experte weiter. „Trächtig wären sie dafür zu schwer.“ Und: sollte das Weibchen gefressen werden, kann ihr Nachwuchs im Ei womöglich überleben.
Eier brauchen Wärme
Viele Tiere müssen sich aber auch nach dem Legen um ihre Eier kümmern. Denn der Nachwuchs braucht meist Wärme, um zu wachsen. Die meisten Vögel setzen sich deshalb auf ihr Gelege, oft in einem Nest, und brüten ihre Eier aus. Viele Reptilien hingegen machen das anders. Krokodile und Schildkröten etwa verbuddeln ihre Eier im warmen Sand. Die Sonne brütet die Eier aus.
Im Ei stecken alle Nährstoffe, die ein Embryo zum entwickeln braucht. „Zuerst bilden sich Blutgefäße, die aus dem Dotter und dem Eiklar versorgt werden“, sagt Markus Klamt. Die Gefäße werden immer dichter und bilden nach und nach einen Körper. Organe und Gliedmaßen entstehen. Das Wunder des Lebens hat längst seinen Lauf genommen.
Piepsen im Ei
„Bei Hühnereiern kann man schon nach zwölf Tagen einen kleinen Vogel erkennen“, so der Experte weiter. „Auch die Federn entwickeln sich bereits.“ Ein Hühnerküken schlüpft nach 21 Tagen. Sie haben schon im Ei die Laute ihrer Mutter wahrgenommen. Wenige Stunden vor dem Schlupf piepsen sie selbst im Ei. „Die Küken nehmen durch die Schale hindurch Kontakt mit ihren Geschwistern auf“, erklärt Markus Klamt. „Sie sprechen sich sozusagen ab, damit alle gleichzeitig schlüpfen.“ Dadurch kann die Henne später alle Küken gemeinsam unter ihre Fittiche nehmen und sie wärmen und schützen.
Doch vorher muss es jedes Küken erst einmal aus dem Ei schaffen. Und das ist harte Arbeit. „Das Küken hebt den Kopf und drückt ein Loch in die Schale“, sagt der Experte. Dazu hat das Jungtier einen so genannten Eizahn an der Spitze seines Schnabels. Das Küken drückt und stemmt sich gegen die Schale. So wird das Loch größer und größer, bis das Ei schließlich entzwei bricht. Das Jungtier ist geschlüpft!
Wie ein Ei entsteht
Und wie entsteht ein Ei überhaupt? Viele Tiere legen Eier, doch die Entstehung läuft meist ähnlich ab. Zunächst erzeugt das Weibchen ein Ei. Dabei reifen Kugeln aus Dotter im Eierstock heran, das Eigelb. In ihm stecken die wichtigen Nähr- und Schutzstoffe für den Nachwuchs. In der Dotterkugel schwimmt die Eizelle. Wurde sie befruchtet, kann aus ihr neues Leben wachsen.
Die Dotterkugel löst sich aus dem Eierstock und wird Schicht um Schicht von Eiklar eingehüllt. Darin sind weitere Stoffe und Wasser enthalten. Um das Eiklar herum wächst schließlich eine Schalenhaut und schließlich eine Schale. Sie schützt den Embryo vor Stößen und sorgt dafür, dass nicht zu viel Feuchtigkeit entweicht. Die Schalen von Vogeleiern bestehen unter anderem aus hartem Kalk. Viele Reptilien hingegen legen Eier mit einer ledrigen Schale.
Kein Küken im Frühstücksei
Im Eidotter und Eiklar stecken Nährstoffe, die das Jungtier zum Heranwachsen braucht. Wegen dieser Nährstoffe essen auch wir gern Eier. Zum Glück ist in unserem Frühstücksei aber nie ein Küken drin. Doch warum ist das eigentlich so?
Hühner sind regelrechte Eierfabriken. Sie legen auch Eier, wenn sie nicht zuvor von einem Hahn befruchtet worden sind. Das heißt: In den meisten Hühnereiern steckt gar keine Eizelle, die sich zu neuem Leben entwickeln könnte. Und selbst, wenn ein Ei befruchtet wäre, müsste es immer noch bebrütet werden, damit ein Küken heranwächst. Daraus wird in der Eierschachtel im Supermarkt oder im Kühlschrank nichts.
Eine Henne legt aller paar Tage ein Ei. Für ihre Eier gezüchtete Legehennen legen fast täglich eins. Weil Hühner die Vögel sind, die besonders fleißig Eier legen, essen wir vorwiegend Hühnereier. Manche Leute essen auch die etwas größeren Eier von Gänsen oder die kleinen gescheckten Eier von Wachteln.
Text und Bild: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, April 2022
Quellen: