Fressen und gefressen werden. Im Tierreich geht es ständig um Leben und Tod. Die einen Tiere fressen andere Tiere. Die anderen wollen nicht gefressen werden. Dabei haben sich manche Lebensweisen besonders bewährt. Zum Beispiel die der Tarnung.
Wenn sie auf Sträuchern und Bäumen sitzen, sind sie so gut wie unsichtbar. Selbst wenn man die Insekten aus nächster Nähe betrachtet, mag man kaum glauben, dass es keine Zweige oder Blätter, sondern Tiere sind.
Das so genannte Wandelnde Blatt oder auch die Gespenst- und Stabschrecke sind Meister der Tarnung. Ihre Körperform und ihre Farbe gleichen den Blättern und Zweigen der Pflanzen, auf denen sie nahezu regungslos sitzen oder wie im Wind hin und her schaukeln.
Die Form der Tarnung, bei der ein Lebewesen sich durch Gestalt, Farbe und Haltung an seinen Lebensraum anpasst, hat übrigens einen Fachbegriff. Man sagt dazu Mimese.
Gut getarnt
Manche Tiere sind besonders groß, schnell oder stark. Manche können mit Klauen und Zähnen angreifen, andere setzen sich mit Stacheln zur Wehr. Und wieder andere Tiere überleben in der Natur, weil sie unauffällig bleiben. Sie können sich gut tarnen.
Tarnung bedeutet, dass ein Tier schwer zu erkennen ist, weil es etwa durch Farbe oder Form mit seiner Umgebung eins wird. Viele Tierarten nutzen diesen Trick. Die einen bleiben zum Beispiel unentdeckt, um besser Beute jagen zu können. Die anderen, um von ihren Jägern nicht bemerkt zu werden.
So haben etwa die Frischlinge von Wildschweinen oder die Kitze der Rehe besonders gemusterte Felle. Sie können sich gegen Raubtiere kaum wehren und müssen deshalb so unsichtbar wie nur möglich bleiben. Doch auch Raubkatzen wie Tiger und Leoparden haben vermutlich ihre Muster zur Tarnung. Wenn sie regungslos lauern, sind sie schlechter in ihrer Umgebung auszumachen.
Im Schnee und auf dem Feld
Besonders gut angepasst an ihre Umgebung sind der Polarfuchs und der Schneehase. Beide Tiere wechseln ihre Fellfarbe. Im Sommer sind sie rotbraun beziehungsweise graubraun. Im Winter sind ihre Felle weiß wie der Schnee.
Doch bei einer tollen Tarnung geht es nicht immer nur um die Farbe des Fells. Auch ihre Form schafft manchen Tieren Vorteile. So etwa ist das Seepferdchen hervorragend im Seegras getarnt. Schlank und aufrecht schwebt der ungewöhnliche Fisch meist nahezu unsichtbar durch die Wasserpflanzen.
Unter Wasser und in Häusern
Auch Krokodile haben sich an ihre Umgebung angepasst. Liegen sie am Flussufer, kann man die großen Reptilien zwar noch gut sehen. Jedoch nicht, wenn sie knapp unter der Oberfläche des Wassers treiben. Dann ragen nur Augen und Nase unbemerkt aus dem Wasser heraus. Denn die sind auf ihrem Kopf nach oben gewölbt.
Und es gibt noch viele weitere Möglichkeiten der Tarnung im Tierreich. Eine davon ist Einfallsreichtum. Manche Tiere nutzen die Umgebung selbst, um sich besser in die Umgebung einzufügen. Der Einsiedlerkrebs zum Beispiel sucht nach passenden Schneckenhäusern. In die verkriecht er sich und trägt sie mit sich herum. So ist er selbst geschützt, wenn Raubvögel ihn entdecken. Schließlich ist so ein Schneckenhaus nur schwer zu knacken.
Schlaue Streifen
Also, so richtig toll getarnt sieht das Zebra ja nicht aus. Mit seinen schwarzen Streifen sieht es sogar ziemlich auffällig aus, wenn es durch die Steppe Afrikas trabt. Aber so wirkt das offenbar nur für unser Auge.
Forscher haben herausgefunden: Lästige Blutsauger haben wohl Schwierigkeiten mit den Zebrastreifen. Denn Bremsen, die Zebras und andere Tiere stechen, werden von dem Schwarz-Weiß-Muster der Zebras irritiert. Durch ihr Fell werden die Zebras weniger von den Bremsen angeflogen. So schützen sich die Huftiere also nicht vor Fressfeinden, sondern vor Insekten.
In manchen Gegenden schützen deshalb manche Viehhalter ihre Pferde und Esel vor den lästigen Insekten. Sie legen ihren Tieren Decken im Zebramuster auf den Rücken.
Text und Foto: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, April 2020
Quellen:
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