Emojis

Mehr oder weniger verstehen mit Emojis

Ein lachendes Gesicht, ein Daumen nach oben, ein rotes Herz. Emojis helfen in Nachrichten Stimmungen auszudrücken oder auch Texte abzukürzen. Dabei sind uns gar nicht immer einig, was die kleinen Bilder überhaupt bedeuten sollen.

Noch in der Nacht hat eine Freundin geschrieben. «Ich muss dir morgen unbedingt etwas erzählen», steht da. Oje, ist etwas Schlimmes passiert? Da kann man ja ganz nervös werden. Doch später plaudert die Freundin los: «Du glaubst nicht, was ich Verrücktes geträumt habe!»

Aus einer Nachricht kann man manchmal kaum herauslesen, in welcher Stimmung derjenige ist, der den Text geschrieben hat. Schließlich fehlen beim Chatten ja der Gesichtsausdruck oder die Körperhaltung des Gegenüber. Da können Emojis helfen! Das sind die gelben Gesichter, Tiere und anderen kleinen Bilder, die in Nachrichten verschickt werden. Sie deuten an, ob eine Nachricht zum Beispiel nicht so ernst oder auch missmutig gemeint ist.

3000 Zeichen

Weit über 3000 verschiedene Emojis haben wir zur Auswahl, wenn wir Nachrichten schreiben. Und regelmäßig kommen neue hinzu. Hinter der Auswahl steckt eine riesige Organisation: das Unicode Konsortium.

Der Unicode steckt hinter jedem Text, die wir auf Computern und Smartphones schreiben. Der internationale Code gilt für alle bekannten Schriftarten und Zeichen. Seit 2010 gehören neben den Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen auch Emojis dazu.

Für den Inhalt des Unicodes ist das Konsortium verantwortlich. Die Organisation nimmt auch neue Emojis auf. Hierzu kann jeder einen Antrag stellen. Darin muss beschrieben werden, welche Bedeutung das Emoji haben soll, wie es aussehen soll und warum es sich von den bereits vorhandenen unterscheidet. Zuletzt hat das Konsortium wieder neue Emojis in seine Liste aufgenommen: Dazu gehören schüttelnde Smileys, ein Gesicht mit Tränensäcken, ein Pilz, eine Limette und auch ein Fingerabdruck.

Wort des Jahres

Tatjana Scheffler erforscht, wie wir Emojis verwenden und verstehen. Die Expertin hat unter anderem untersucht, welche Bilder besonders oft verschickt werden – und wer sie benutzt. «Das Tränen lachende Emoji wird mit Abstand am häufigsten verwendet», sagt Tatjana Scheffler. Vor bald zehn Jahren ist der sogar zum Wort des Jahres gewählt worden. Als Grund hieß es damals, das Heul-vor-Glück-Gesicht würde sprachliche Grenzen überwinden.

Tatjana Scheffler sagt weiter: «Nach dem Tränen lachenden Emoji sind weitere Smileys beliebt. Auch das Herz und Daumen kommen sehr oft vor.» Allerdings wird schon bei Herz und Daumen klar: Manche Emojis sind bei manchen Leuten beliebt, bei den anderen aber gar nicht. So gelten Herz und Daumen bei jüngeren Leuten schon als altmodisch. «Auch finden die Älteren, der normale Smiley lächle freundlich, während viele Jüngere damit eher Misstrauen ausdrücken oder sich über etwas lustig machen», so die Sprachwissenschaftlerin.

Verwechslungen und Missverständnisse

Das ist komisch: Die lustigen Bilder sollen doch dafür da sein, vielleicht missverständliche Texte verständlicher zu machen. Emojis sollen für jeden dasselbe bedeuten. Aber so einfach ist es nicht. Zwinkert der Smiley nett oder böse? Ist der schnaubende Smiley wütend oder stark? Und ist das Gesicht mit Augenbrauen, Brille und Bart besonders klug, besonders ernst oder besonders alt?

«In manchen Altersgruppen und auch in manchen Ländern werden die gleichen Emojis unterschiedlich gedeutet», sagt Tatjana Scheffler. So werden etwa die gefalteten Hände mal so, mal so verwendet. «Manche Leute lesen sie als klatschende, andere als betende Hände. Die einen bitten um etwas, die anderen bedanken sich damit.»

Trotz mancher Verwechslungen und Missverständnisse: Dank der Emojis hat sich unsere Art Nachrichten zu schreiben stark verändert. «Sie eröffnen völlig neue Möglichkeiten für die digitale Kommunikation», so die Expertin. Allzu viel Bedeutung sollte man den Bildern beim Chatten aber nicht zumessen. Denn wer weiß schon, was ein Küsschen-Smiley als Gruß alles bedeuten kann.

Doppelpunkt, Bindestrich, Klammer zu

Übrigens: Das Wort Emoji stammt aus dem Japanischen. Das E bedeutet so viel wie Bild und Moji so viel wie Schriftzeichen. Vor 25 Jahren hat ein Grafiker aus Japan die ersten Bilder entworfen: Gesichter, Herzchen und Sternzeichen gehörten dazu. Über die Jahre wurden es dann immer mehr.

Auch vor den Emojis schrieben die Leute aber schon Smileys in ihre Emails und Kurznachrichten: die sogenannten Emoticons. Dazu tippt man Kombinationen von Buchstaben, Satz- und Sonderzeichen. So sieht ein Doppelpunkt mit Bindestrich und Klammer zu aus wie ein auf der Seite liegender Smiley. 🙂

Text und Foto: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, Juni 2024

Quellen:

Unicode Konsortium

Emojipedia

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