Am Zauberwürfel haben sich schon seit Jahrzehnten etliche Leute die Finger wund gedreht. Speedcuber lösen den Würfel in Sekundenschnelle. Mit Zauberei hat das wenig zu tun.
In der Halle spricht kein Mensch auch nur ein Wort. Weit über 100 Leute sitzen hoch konzentriert an ihren Tischen. Fast jeder dreht an einem bunten Würfel herum. So ein Ding ist aus vielen kleineren Würfeln zusammengebaut. Einige davon lassen sich bewegen. Ein Würfel klickt und knackst beim Drehen ein kleines bisschen. Über 100 Würfel in einer Halle hingegen machen ein gespenstisches Geräusch!
Diese merkwürdigen Spielzeuge sind auch als Zauberwürfel oder Rubik-Würfel bekannt. Sie sind eine Art Puzzle. Nur dreidimensional. Der Mathematiker Ernö Rubik hat den Würfel vor über 40 Jahren erfunden. Seitdem knobeln Menschen an diesem Ding herum. Sie versuchen, die bunten Einzelteile des Würfels so anzuordnen, dass jede Würfelseite gleichfarbig ist.
43 Trillionen Möglichkeiten
Die meisten Leute verzweifeln an dem Versuch, den Zauberwürfel zu lösen. Schließlich lässt er sich in unheimlich viele Richtungen drehen. Insgesamt 43 Trillionen verschiedene Möglichkeiten gibt es bei einem normalen Zauberwürfel. Das ist eine 43 mit 18 Nullen dran! Durch puren Zufall knackt man den Rubik-Würfel schon einmal nicht. Doch hinter ihm versteckt sich ein mathematisches Rätsel. Und das können einige Leute knacken.
Lukas gehört zu diesen Leuten. „Den Würfel zu lösen hat nichts mit Zauberei oder Glück zu tun“, erklärt der Junge. „Man braucht entweder ein bisschen Grips oder die richtigen Kniffe.“ Ein bisschen räumlich denken können sei ganz hilfreich. Aber besonders gut in Mathe müsse man nicht sein. „Ich bin jedenfalls nicht so gut in dem Fach“, gibt Lukas zu. Ob das wohl daran liegt, dass er im Unterricht mit dem Zauberwürfel spielt? Dazu sagt Lukas lieber nichts. Muss aber ein kleines bisschen schmunzeln.
Mit dem Würfel um die Wette
Im Würfel-Fieber ist der Junge erst seit ein paar Monaten. Zuerst hat er sich über Videos im Internet beigebracht, wie man Rubiks Rätsel knackt. Dann ist er immer besser am Würfel geworden. Er dreht die Steine in wenigen Sekunden in die richtigen Positionen. Inzwischen hat Lukas seinen eigenen Kanal auf Youtube. Dort erklärt er Lösungswege für den Würfel, die er selbst herausgefunden hat.
Rund um den Zauberwürfel gibt es viele Wettbewerbe. Leute versuchen dabei, den Würfel zum Beispiel in möglichst kurzer Zeit zu lösen. Solche Leute nennen sich Speedcuber. Mehrmals im Jahr gibt es Turniere, bei denen Speedcuber gegeneinander antreten. Und genau das passiert in der Halle mit den vielen Würfeln. Lukas ist zum ersten Mal bei einem Turnier dabei. „Als meine Zeit gestoppt wurde, war ich viel zu nervös“, sagt er. Mit zittrigen Fingern lässt sich kein Rekord aufstellen. „Für eine Bestzeit muss ich noch ein paar Sekunden schneller sein. Da hilft nur: weiter üben.“
Zauber um die Würfel
Also: Schaffen es nur Superhirne, den Zauberwürfel so zu drehen, dass alle seine Seiten gleichfarbig sind? Nö. Den Zauberwürfel zu lösen kann jeder lernen. Man muss dafür ein paar Kniffe kennen. Die haben eher mit Mathematik zu tun als mit Zauberei.
Die sechs Mittelsteine des Zauberwürfels bestimmen die Farbe der jeweiligen Seite. Denn diese Steine sind unbeweglich. Ist der Stein in der Mitte rot, sollten auf dieser Seite zunächst die vier roten Kantenstücke angeordnet werden. So entsteht auf der Seite ein gleichfarbiges Kreuz. Danach werden die vier Ecksteine angeordnet. Eine gleichfarbige Seite zurecht zu drehen, ist gar nicht so schwer.
Aber wie geht es dann weiter? Die Steine des zweiten und dritten Rings lassen sich doch nicht bewegen, ohne den oberen gleichfarbigen Ring zu zerlegen. Hierfür gibt es mehrere feste Abläufe, die man auswendig lernen muss. Durch sie lassen sich Kantenstücke und Ecksteine tauschen, ohne den Rest des Würfels zu verändern. So lässt sich der Würfel nach und nach lösen.
Wenn Profis drehen
Einen Zauberwürfel zu lösen ist für Könner eine Kleinigkeit. Sie versuchen sich deshalb in ganz anderen Herausforderungen am Würfel. So gibt es viele verschiedene Wettbewerbe, bei denen sich Leute am Würfel messen können. Sie lösen den Zauberwürfel etwa mit verbundenen Augen, einhändig oder in möglichst wenig Zügen.
Die bekannteste Disziplin ist aber das Speedcubing. Dabei darf man sich einen verdrehten Würfel kurz ansehen. Und dann muss man ihn so schnell wie möglich lösen. Der Weltrekord liegt bei unter fünf Sekunden! Noch schneller war vor kurzem nur ein Roboter. Der hat den Rubikwürfel in unter einer Sekunde geknackt.
Text und Foto: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, August 2017
Quellen: