Reisegepäck

Reise ins Ungewisse: Wenn man in fremde Länder auswandert

Vor rund 150 Jahren wanderten Millionen Menschen in Europa aus – auch aus Deutschland. Für ihre Reise nahmen die Leute große Risiken und Strapazen in Kauf.

Viele Menschen auf der ganzen Welt verlassen ihre Heimat und suchen ein neues Zuhause. Oft müssen sie fliehen, weil ihr Leben in Gefahr ist. Wer die Nachrichten verfolgt, kriegt diese Geschichten fast jeden Tag mit.

In letzter Zeit geht es eigentlich immer darum, dass Menschen aus anderen Ländern nach Deutschland fliehen. Doch auch aus Deutschland sind früher sehr viele Menschen ausgewandert. Vor rund 150 Jahren wanderten viele Millionen Menschen aus Deutschland und anderen Ländern Europas aus. Bis ins 20. Jahrhundert verließen um die 60 Millionen Leute Europa. Das sind so viele Leute wie heute in ganz Italien leben.

Hoffnung auf ein besseres Leben

«Es gab vor allem drei Gründe, warum Einzelpersonen und Familien Deutschland verließen», sagt Astrid Bormann vom Deutschen Auswandererhaus, und zählt auf. «Verfolgung, Wirtschaftslage und Selbstverwirklichung». Das heißt: Die Menschen flohen zum Beispiel vor Krieg oder weil sie ihren Glauben nicht in Sicherheit leben konnten. Oder aber wie sahen in reicheren Ländern bessere Chancen auf Arbeit für sich.

Damals veränderte die Industrialisierung die Welt – und mit ihr wandelte sich die Gesellschaft. In den Städten wurden massenhaft Fabriken gebaut, in denen viele Leute fortan arbeiteten. Zahlreiche Handwerksberufe wurden verdrängt. Viele Leute zogen in die Städte, weil es auf dem Land keine Arbeit mehr gab. Gleichzeitig wuchs die Bevölkerung so rasch, dass die Landwirtschaft nicht genug Nahrungsmittel für alle bereitstellen konnte. Dadurch wurden Lebensmittel selten und teuer. Durch diese schwierige Situation verloren die Menschen den Mut. Sie hofften auf ein besseres Leben in der Ferne und verließen ihr Zuhause.

USA, Südamerika, Australien

«Die meisten Leute wanderten in die USA aus», sagt Astrid Bormann. «Ein geringerer Teil versuchte sein Glück auch in Südamerika oder Australien.» Doch wohin die Reise auch ging: Es bedeutete meist eine wichtige Entscheidung für das ganze Leben. «Die meisten Menschen hatten nur wenige Informationen über ihre neue Heimat», erklärt die Expertin. «Englisch sprachen nur wenige Leute. Zudem kostete die Überfahrt mit dem Schiff viel Geld und dauerte auf Segelschiffen oft mehrere Wochen.»

Heutzutage können wir in ein paar Stunden fast an jeden Ort fliegen. Fast überall können wir über das Internet mit Familie und Freunden in Kontakt sein. Von bald jedem Ort wissen wir ganz gut, was uns dort erwartet. Das war damals alles anders. Man kann sich heute kaum vorstellen auf eine vergleichbare Art auszuwandern. Doch auch heutzutage nehmen viele Menschen hohe Risiken auf sich um in Sicherheit und Freiheit leben zu können.

Text und Foto: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, Dezember 2024

Quellen:

Auswandern aus Deutschland

Auswandern aus Europa

Migration

Weitere Geschichten über unsere Kultur:

Gras, Weed, Marihuana: Was Cannabis mit uns macht

So eine Sch#$!&: Schimpfen und fluchen leicht gemacht

Mal mehr oder weniger verstehen mit Emojis

Super Getränk, alte Pflanze: Abwarten und Tee trinken

Weitere Geschichten

Mit dem Dunklen leben

Hochhaus für die Freiheit

In die Magnet-Röhre geschaut

Rekordvogel Kolibri