Jeder muss mal, aber keiner will sich mit dem großen Geschäft beschäftigen. Dabei sind die Bakterienkulturen im Kot interessant genug, um genauer hinzuschauen.
Jedes Lebewesen nimmt Nährstoffe auf und scheidet wieder aus, was es nicht braucht. Wir Menschen sind nur die einzigen, denen das oft peinlich ist. Vielleicht wissen darum viele gar nicht so genau, wie unsere Verdauung funktioniert. Wir klären das!
Unsere Verdauung beginnt schon beim Essen. Im Mund zerkauen wir Nahrung, Speichel kommt hinzu. So entsteht ein leichter verdaulicher Brei, den wir hinunterschlucken. Über die Speiseröhre gelangt der Brei in den Magen. Dort wird er durchmischt und von der Magensäure aufgelöst. Nach etwa eineinhalb Stunden wird der Speisebrei durch den Pförtner in den Dünndarm gepresst.
Nährstoffe im Brei
Hier nimmt die Darmschleimhaut die Nährstoffe aus dem Speisebrei auf. Sie wandern in den Blutkreislauf und werden dann dorthin befördert, wo Nährstoffe und Energie gebraucht werden – etwa in Organe und Muskeln. Außerdem wird dem Brei Wasser entzogen, das wir ausschwitzen oder über den Urin ausscheiden. Bis unser Frühstück am Morgen vollständig verwertet und die unbrauchbaren Reste bereit sind, unseren Körper zu verlassen, dauert es etwa einen halben bis ganzen Tag.
Und der Rest? Der Rest sind nicht nicht verwertbare Teile der Nahrung und Abfallstoffe des eigenen Körpers wie etwa Zellmaterial. Er wird über den Mastdarm ausgeschieden. Wenn man keine Babysprache oder Kraftausdrücke verwenden will, nennt man ihn Kot oder Stuhl oder fachmännischer: Exkremente oder Fäzes.
Wichtige Bakterien
Aber was genau steckt da nun drin in der Kacke? Adrian Egli weiß das. Er untersucht die Ausscheidungen von Menschen. Genau genommen die Bakterien, die darin enthalten sind. «Normalerweise bestehen unsere Ausscheidungen noch einmal zu drei Vierteln aus Wasser», sagt der Biologe. «Das restliche Viertel sind neben unverdaulichen Nahrungsresten wie etwa Pflanzenfasern und Fetten vor allem Bakterien.» Und die sind echt interessant!
«Bakterien leben überall auf uns und in uns», erklärt Adrian Egli. «Dabei leben im Stuhl zig-tausendmal mehr Bakterien als auf unserer Haut!» In der Kacke gibt es also viel zu entdecken. Forschende untersuchen deshalb Stuhlproben um zu verstehen, wie sich Bakterien in uns verhalten. «Man kann über die Bakterienkulturen viel über unsere Gesundheit und Krankheiten ablesen», sagt der Experte. «Wir wollen etwa genauer wissen, welche Rolle die Bakterien für unsere Abwehrkräfte spielen, wann sie uns krank machen und warum Medikamente manchmal nicht mehr wirken.»
Wie genau das Zusammenspiel zwischen unserem Körper und den vielen Bakterienkulturen funktioniert, ist sehr kompliziert und noch lange nicht vollständig erforscht. Eines weiß Adrian Egli aber genau: Wenn wir gesund bleiben wollen, müssen unsere Bakterien im Gleichgewicht bleiben. Das heißt: «Alle Bakterien im Darm sollten genug und das Richtige zu fressen haben.» Darum ist eine ausgewogene Ernährung so wichtig. «Auch Brokkoli gehört dazu», sagt der Forscher. Denn manche Bakterien mögen eben lieber Obst und Gemüse als Süßkram und Pizza.
Hier stinkt’s
Und warum riecht das eigentlich so? Ob auf der Schultoilette, an einem frisch gedüngten Feld oder beim Windelwechseln: Einen angenehmen Geruch hat Kacke nun wirklich nicht. Der Gestank entsteht durch Faulgase und Gärstoffe, die bei der Verdauung entstehen. Sie heißen etwa Skatol und Indol, die von Bakterien gebildet werden. Auch Schwefelwasserstoff trägt zu dem Geruch bei. Das ist der Gestank, der uns sofort die Nase rümpfen lässt, wenn wir verdorbenes Essen riechen.
Dass wir diesen Geruch eklig finden, hat seinen Sinn. Denn sowohl verdorbenes Essen als auch viele Bakterien im Kot können uns krank machen. Daher haben wir gelernt, uns davon fernzuhalten. Der Ekel hilft uns dabei. Er bewahrt uns davor, Krankmachern zu nahe zu kommen.
Text und Bild: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, November 2024
Quellen:
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