Überall schniefende Nasen. In der kalten Jahreszeit fangen sich viele Leute einen Schnupfen ein. Wenn der Frühling beginnt, krabbeln die Nasen noch mehr. Und wir müssen niesen. Wofür ist das gut?
Haaa-tschiiie! Wenn es doll in der Nase kribbelt, muss man niesen. Einmal, zweimal, manchmal auch dreimal hintereinander. Ob man will oder nicht. Den Reiz, der in der Nase ausgelöst wird, setzt ganz automatisch unseren ganzen Körper in Bewegung: Wir holen tief Luft, kneifen die Augen zusammen – und niesen. Doch wofür ist das eigentlich gut?
„Niesen ist manchmal lästig, aber meistens sehr nützlich“, erklärt Steffen Knopke. Er ist Hals-Nasen-Ohren-Arzt. „Es ist dazu da, Fremdkörper aus der Nase zu befördern.“ Ständig geraten größere und kleinere Dinge in unsere Nase. Etwa, wenn wir ein kleines Insekt, Staub, Pfeffer oder Blütenpollen einatmen.
Gute Abwehr
Manchmal sammeln sich auch winzige Bakterien und Viren an. Die reizen unsere Schleimhäute in Nase, Hals und Rachen und lassen sie anschwellen. Die Folge: Wir sind erkältet. Die Schleimhäute produzieren ordentlich Rotz und Schnodder. In dem stecken Abwehr-Zellen, die die unerwünschten Eindringlinge bekämpfen. Danach versucht der Körper die Bakterien, Viren und verbrauchten Abwehr-Zellen wieder loszuwerden. Zum Beispiel, indem wir niesen.
Und das geht so: Geraten zu viele Fremdkörper in die Nase, schlägt das Nies-Zentrum in unserem Gehirn Alarm. Ein Kribbeln in der Nase kündigt uns an, dass wir gleich niesen müssen. Dann geht alles ganz schnell. „Wir holen tief Luft, der Brustraum spannt sich an und das Zwerchfell zieht sich zusammen“, sagt der Arzt. „Dadurch baut sich in unserem Körper ordentlich Druck auf. Schließlich entweicht die Luft mit einem heftigen Ruck durch die Nase.“ Und mit ihr der Fremdkörper, der das Kribbeln ausgelöst hat.
Blüten und Gräser machen Ärger
Hin und wieder kribbelt die Nase aber auch ohne Sinn und Zweck. Wer unter Heuschnupfen leidet, kennt das nur zu gut. Im Frühling reagieren die Abwehrkräfte zu heftig auf herumfliegende Pollen von Blüten und Gräsern. Dann tränen die Augen und die Nase kribbelt ständig. Wer im Frühjahr viel niesen muss, könnte also vielleicht auf eine oder mehrere Pflanzen allergisch reagieren.
Und wir müssen noch aus anderen Gründen niesen: Manche Leute müssen niesen, wenn sie in die Sonne gucken. Andere, wenn sie sich die Haare bürsten oder Augenbrauen zupfen. „Das liegt wohl daran, dass bestimmte Nerven in unserem Gesicht gereizt werden“, vermutet Steffen Knopke. Diese Nerven senden das Signal zum Niesen an unser Gehirn. Obwohl unsere Atemwege gar nicht verstopft sind. „Es muss aber nicht jeder grundlos niesen. Wahrscheinlich erben wir unsere empfindliche Nase von unseren Eltern.“ Im Normalfall erfüllt das Niesen aber einen guten Zweck. Denn es reinigt unsere Atemwege.
Niesen unterdrücken
Niesen kann aber auch lästig sein. Denn wir können dabei Krankheits-Erreger verbreiten. Außerdem macht Niesen oft Krach und kann unangenehm sein. Deshalb versuchen Menschen ab und an, nicht zu niesen. Etwa, wenn sie Auto fahren, wenn sie mit jemandem reden oder wenn sie in einem Raum sind, wo Stille herrscht.
Um das Kribbeln in der Nase loszuwerden, drücken manche ihre Nasenspitze hoch. Andere drücken ihre Zunge fest an den Gaumen. Oder sie schnäuzen sich, um einem lauten Nieser vorzubeugen. Es gibt auch Leute, die zwar niesen, aber dabei ihren Mund und ihre Nase so dicht halten, dass keine Luft entweicht. Aber geht bei so viel Druck nichts im Kopf kaputt?
Fachleute sagen: In seltenen Fällen kann es den Ohren schaden, wenn man den Luftdruck beim Niesen nicht entweichen lässt. Für gewöhnlich ist es aber ungefährlich, das Niesen zurückzuhalten. Die Fremdkörper, die beim Niesen herausgeschleudert werden sollen, bleiben dann natürlich in der Nase stecken. Dort können sich unerwünschte Keime dann vermehren und ausbreiten. Deshalb: Wer niesen muss, soll das auch herzhaft tun. Meistens hat es ja einen Nutzen.
Text und Bild: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, November 2016
Quellen: