Sie können sich tarnen. Sie können Feinde warnen. Und uns Menschen verzaubern viele von ihnen mit ihren schillernden Farben. Die Welt der Schmetterlinge ist vielfältig und voller Geheimnisse. Nur bekommen wir die in freier Wildbahn nicht so oft zu Gesicht. Die empfindlichen Falter wie Pfauenauge, Admiral und Zitronenfalter mögen keine Kälte. Sie können sich selbst nicht warm halten. Darum zeigen sie sich erst spät im Frühling und bleiben bis zum Spätsommer. Da lohnt sich ein Besuch in einem Schmetterlingshaus!
Flatternde Farben schwirren dort durch die Luft. Ein Schmetterlinge schöner als der andere. Manche saugen Nektar mit ihren Rüsseln aus Blüten. Andere ruhen sich auf grünen Blättern aus, die von ulkigen Raupen angeknabbert werden.
Ein riesiger blauer Falter segelt über die Köpfe der staunenden Besucher hinweg. Mit Flügeln, etwa so breit wie ein Geo-Dreieck im Federmäppchen. „Der Himmelsfalter lebt eigentlich in Amerika“, erklärt der Schmetterlings-Fachmann Dieter Griebener. „Seine himmelblauen Flügel sind eigentlich gar nicht blau. Schuppen auf seinen Flügeln brechen lediglich das Licht, so dass uns die Flügel blau erscheinen.“ Der so genannte Himmelsfalter oder Blaue Morpho zählt zu den größten Faltern der Welt.
Tolle Tarnung
In der Welt der Schmetterlinge hat die Natur unglaubliche Erfindungen hervor gebracht. So leuchten die einen Falter in grellen Farben, um Partner auf sich aufmerksam zu machen. Andere ahmen das Aussehen von giftigen, ungenießbaren oder wehrhaften Tieren nach. Und einige Arten wiederum tarnen sich, um nicht von Feinden entdeckt zu werden. Das Indische Blatt etwa ist ein Schmetterling, der mit eingeklappten Flügeln aussieht wie ein braunes, welkes Laubblatt. In den Zweigen ist das Insekt so gut wie unsichtbar.
Richtig gespenstisch sieht der Totenkopfschwärmer aus. Er trägt das Bild eines Totenkopfs auf seinem Rücken. Dazu kommen ockergelbe Flügel und ein gelb und bläulich gemusterter Körper. Der Totenkopfschwärmer hat einen tollen Trick drauf. Der Falter sieht mit seinen Farben nicht nur ein bisschen aus wie eine Biene. Er riecht auch noch wie eine. Durch seinen Duft kann er zunächst ungestört in die Stöcke von Honigbienen hinein klettern. Dort sticht er mit seinem Rüssel die Wachsschicht der Bienenwaben auf, um Honig zu stibitzen.
Wenn die Bienen im Stock den Eindringling allmählich bemerken, dann fängt der Schwärmer an zu singen. Er saugt Luft ein und pustet sie wieder aus. Das Summen klingt dann so wie die Bienenkönigin, wenn sie ihre Wächter beruhigt. So gelingt es dem schlauen Falter oft, die Bienen zu überlisten und ihnen Honig zu klauen.
Magische Metamorphose
Total verrückt und kaum vorstellbar ist auch die Art und Weise, wie Schmetterlinge entstehen. Sie flattern nicht etwa als fertige Falter durch die Welt. Bevor ein Schmetterling seine Flügel ausbreitet und die Lüfte erobern kann, hat er eine wundersame Verwandlung hinter sich gebracht: die von der Raupe zum Falter. Fachleute nennen diese Verwandlung auch Metamorphose.
Aus den Eiern, die ein Falter legt, schlüpft zunächst eine kleine Raupe. Die frisst sich über einige Wochen richtig satt und wird dabei immer größer. Dann bereitet sich die Raupe auf ihre Verwandlung vor. Weil das einige Zeit dauert, bildet sie eine feste Schutzhaut, in der sie sich verkriecht. Man sagt: Die Raupe verpuppt sich. Manche Arten hängen sich dabei etwa an Zweigen oder unter Blättern fest, andere liegen in der Erde. Aber alle Puppen sind gut an ihre Umgebung angepasst, so dass sie nicht leicht entdeckt werden.
Was dann in der Puppe geschieht, ist echt unheimlich: Die Raupe löst sich in eine Art lebendigen Brei auf. Sie verdaut sich sozusagen selbst – um sich zu einem Schmetterling neu zusammen zu bauen. Dabei bildet sie neue Organe und Körperteile aus, wie etwa Fühler, sechs Beinchen und zwei Flügel. Von der Raupe bleibt nichts übrig. Alles, was sie vorher war, wird in der Puppe zu einem neuen Wesen angeordnet.
Die meisten sind nachts unterwegs
Binnen zwei bis vier Wochen hat sich die Raupe in der Puppe verwandelt. Dann bricht die harte Puppenhülle auf und ein Schmetterling schlüpft heraus. Zunächst braucht er noch ein Weilchen, bis sich die schrumpeligen Flügel ausgebreitet und geglättet haben. Doch schließlich hebt er ab und fliegt davon. Als fast völlig neues Lebewesen, das früher mal eine Raupe war.
Übrigens: Von rund 2500 Schmetterling-Arten in Deutschland ist gerade einmal jede zehnte am Tag aktiv. Die große Anzahl der Nachtfalter hingegen ist nicht so auffällig gefärbt und sieht darum eher unscheinbar aus. Trotzdem gibt es so viele unterschiedliche Arten, dass Schmetterlinge nach den Käfern die zweitreichste Ordnung unter den Insekten sind.
Text und Bilder: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, September 2016
Quellen: