Training für den Kopf

Wer sich einen Arm bricht oder das Knie verletzt, kann keinen Sport treiben. Aber was ist, wenn ein Profi so viel Stress und Druck verspürt, dass ihm der Sport nur noch Sorgen statt Freude macht? Dann können Psychologen helfen.

Ein Fußballstar sein. Bei einem großen Verein spielen, in die Nationalmannschaft gewählt werden. Von Tausenden Zuschauern bejubelt werden. Und dabei jede Menge Geld verdienen. Davon träumen viele Jungen und Mädchen.

Doch eine Profikarriere als Fußballer hat auch andere Seiten. Davon erzählten kürzlich bekannte Kicker wie Per Mertesacker und Sven Ulreich. In Zeitschriften berichteten sie, dass sie während ihrer Laufbahn immer wieder mit Leistungsdruck und Lampenfieber zu kämpfen hatten.

„Diese Sportler stehen heutzutage von früh bis spät im Rampenlicht“, erklärt die Sportpsychologin Renate Eichenberger. „Sowohl auf dem Spielfeld als auch jenseits davon werden sie ständig beobachtet. Wer immer in Topform und immer ohne Fehler zu sein hat, spürt oft sehr großen Druck.“

Stress schon im Jugendsport

Dieser Stress geht schon früh los. Denn so eine Karriere erfordert Kraft und Zeit. Jugendliche, die Leistungssport treiben wollen, trainieren vier- bis fünfmal die Woche. Dazu kommen Spiele oder Wettkämpfe am Wochenende. Und ganz nebenbei: Hausaufgaben machen und Büffeln für den Schulabschluss.

Viel Schule, viel Sport, wenig Freizeit. Wie anstrengend das ist, weiß fast jeder Sportler. Trotzdem kommt es nicht oft vor, dass sie in der Öffentlichkeit darüber reden. Renate Eichenberger weiß, warum: „In einem Verein herrscht ständig Wettbewerb. Da trauen sich die Sportler nicht, Schwächen zu zeigen.“ Außerdem tun sich viele Leute immer noch schwer, psychische Probleme zu verstehen. „Mit einem gebrochenen Bein kann man nicht Fußball spielen, das sieht jeder“, sagt die Fachfrau. „Aber was, wenn jemand zwar körperlich fit, aber von Ängsten und Sorgen geplagt ist?“

Auf sich selbst achten

Für die jungen und älteren Profis ist klar: Körperlich fit sein reicht nicht. Auch der Kopf muss mitmachen. Weil das so wichtig ist, helfen auch immer mehr Vereine ihren Spielern, mit dem Druck umzugehen. Größere Vereine stellen deshalb Experten wie Renate Eichenberger an, die mit den Sportlern zusammen arbeiten.

Die Psychologin hilft einzelnen Leistungssportlern, Spielern in Vereinen und auch Trainern. „Die Leute, mit denen ich arbeite, merken schnell, dass sich auch der Kopf trainieren lässt.“ Meist spricht Renate Eichenberger mit ihren Klienten zunächst über ihre Sorgen. Dann überlegt sie, wie sich die Probleme am besten bewältigen lassen.

Solche Lösungen sehen von Person zu Person ganz unterschiedlich aus. Ein allgemein wichtiger Rat aber ist: Achte gut auf dich selbst und deine Kraft! „Leistung bringen und hart dafür arbeiten ist eine Sache“, sagt die Fachfrau. „Man darf dabei aber nicht die Freude am Sport verlieren.“

Teste dich selbst!

Vielleicht kennst du das ja auch: An manchen Tagen bist du müde und lustlos. Nachts kannst du nicht gut einschlafen und träumst schlecht. Es fühlt sich dann so an, als fehle dir die nötige Energie. Wenn es dir an vielen Tagen so geht, dann teste doch einfach mal deinen Stresslevel.

Das machst du am besten, indem du eine Art Tagebuch führst. Schreib dir auf, wann du Bauchweh oder keinen Appetit hattest. Wann du nervös und unkonzentriert warst. Wann du wütend warst oder am liebsten niemanden sehen wolltest. Diese Notizen verschaffen dir einen Überblick, wie oft du gut oder schlecht drauf bist. Vielleicht erkennst du auch einen Grund, wann du dich gestresst fühlst.

Hast du das Gefühl, dass du zu viel zu tun hast? Dann nimm dir mehr Zeit für dich! Verbringe Zeit mit deiner Familie und deinen Freunden. Lies ein Buch oder bastle etwas. Tu, was dir Spaß macht. Vielleicht kannst du auch in deinem Tagebuch erkennen, welche Dinge dir Zeit rauben. Etwa das Smartphone, der Fernseher – oder auch das Training im Verein.

Text und Bild: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, Mai 2018

Quellen:

Mertesacker im Interview

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