ChatGPT

Das kann doch ChatGPT erledigen

ChatGPT kann komplizierte Fragen beantworten und zusammenhängende Texte entwerfen. Das klingt ganz so, als könnte man damit super bei Hausaufgaben und Prüfungen schummeln. Werden Sprach-KI unseren Alltag verändern?

Nie wieder Hausaufgaben machen! Das erledigt von jetzt an ein Computerprogramm. So klingt das jedenfalls gerade, wenn die Leute über ChatGPT sprechen. Das Sprachprogramm soll unheimlich schlau sein und uns das Schreiben von Texten abnehmen – ob im Alltag, in der Schule, in der Uni oder im Büro. Doch stimmt das wirklich?

Hinter ChatGPT steckt eine künstlichen Intelligenz – oder kurz: KI. Von einer KI spricht man, wenn Maschinen lernen können und ihre Fähigkeiten dadurch verbessern. Die Programmierenden haben ihre KI mit Millionen Texte aus etwa Büchern, Zeitschriften und Internetseiten gefüttert.

Sie versteht Sprache – und auch wieder nicht

„Die KI wurde sozusagen in eine Bibliothek geschickt“, erklärt Henrik Roth. Er hat die KI Neuroflash entwickelt, die Texte erzeugen kann. „Sie hat sich Sprache und Wissen angeeignet und gelernt, wie wir miteinander kommunizieren. Nun hat die Intelligenz ein Verständnis davon, welches Wort mit welcher Wahrscheinlichkeit auf das nächste Wort folgt.“ Das bedeutet: Die Sprach-KI versteht Sprache nicht so, wie wir es tun. Sie wendet sie nur scheinbar richtig an.

Aber was kann so ein Programm wie ChatGPT dadurch? Fragen wir die Sprach-KI doch einfach selbst. Sie antwortet: „Ich wurde mit vielen Texten trainiert, um Fragen zu beantworten, Texte zu schreiben, Übersetzungen zu machen und Aufgaben wie Klassifikationen auszuführen.“ Klassifikation? Die KI erklärt: „Klassifikation bedeutet, Daten in bestimmte Kategorien einzuteilen. Beispielsweise kann ich anhand einer Beschreibung eines Bildes entscheiden, ob es ein Hund oder eine Katze zeigt.“

Hier um zu bleiben

Die Rechenleistung der Computer ist inzwischen so stark, dass sich die KI flüssig mit Menschen unterhalten kann. Darum spielen gerade viele Leute mit dem Programm. Sie lassen sich Gedichte schreiben, Märchen erzählen oder Dinge erklären. „Vielleicht werden wir bald lieber eine Sprach-KI fragen als etwas zu googlen“, vermutet Henrik Roth. Und während sich die KI unterhält, wird sie selbst immer besser. Etwa so, wie man in einer Fremdsprache besser wird, wenn man sie spricht.

Eine Menge Schülerinnen und Schüler haben eine Sprach-KI auch schon auf eine andere Weise genutzt: Sie haben sich ihre Hausaufgaben von ihr schreiben lassen. Wie praktisch! Inzwischen wissen natürlich auch die Lehrer, dass man mit dem Programm schummeln kann.

Vielleicht wird sich durch die KI auch der Unterricht verändern. Lehrkräfte könnten etwa mehr mündlich als schriftlich prüfen oder bewerten, wie Schüler einen Text entwickeln anstatt das Ergebnis zu benoten. Henrik Roth stellt klar. „Die Technik ist hier um zu bleiben. Wir müssen von nun an lernen, richtig mit ihr umzugehen und sie zu nutzen. Wenn die Schulkinder im Unterricht Spaß beim Lernen haben, dann werden sie auch nicht mit Sprach-KI schummeln.“

Schulen im Test

Einige Schulen testen gerade, wie man die Sprach-KI im Unterricht nutzen kann. „Wir haben die KI Aufsätze schreiben lassen“, erzählt Hendrik Haverkamp. Er ist Lehrer an einem Gymnasium im Bundesland Nordrhein-Westfalen. „Auf den ersten Blick entstanden zusammenhängende Texte mit logischen Argumenten. Doch als die Schülerinnen und Schüler sie genauer untersuchten, stießen sie auf einige Tücken.“

Texte zusammenfassen, Aufsätze schreiben, Referate ausarbeiten. Solche Hausaufgaben kosten Zeit und Schreibarbeit. Teilweise können diese Aufgaben inzwischen schon Programme übernehmen. So wie uns der Taschenrechner das Rechnen erleichtert hat.

Doch dabei muss man vorsichtig sein. Die Schulklasse von Hendrik Haverkamp stellte fest: Die Argumente in den Texten der KI waren ganz schön altmodisch, manchmal sogar falsch. Das ließ sich schwer prüfen, denn das Programm gab nicht an, aus welchen Quellen es sich bedient hatte. Außerdem war es nicht so leicht, der Sprach-KI die richtigen Fragen zu stellen, um eine gewünschte Antwort zu bekommen. Wenn also Schüler eine KI im Unterricht oder für die Hausaufgaben nutzen wollen, müssen sie sich mit dem Programm und dem Thema auskennen.

Text und Bild: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, Januar 2023

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