Supermarkt

Dosentomaten stehen bei den Nudeln

Sie heißen Aldi, Lidl, Rewe, Penny, Netto, Kaufland oder Edeka. So viele unterschiedliche Supermärkte gibt es, in denen wir unsere Lebensmittel kaufen. Die einen sind größer, andere sind kleiner. Aber alles in allem sehen sich die Märkte doch sehr ähnlich. Woran liegt das eigentlich?

Wer einen Supermarkt betritt, stößt für gewöhnlich zunächst auf eine bunte Palette mit Obst und Gemüse. „Das Obst ist ein Zeichen für Frische“, erklärt Sygun Schliebe. Sie ist die Leiterin eines riesigen Supermarktes in Berlin. Damit sollen die Leute schon durch das Schaufenster in den Laden gelockt werden.

Natürlich sieht da saftiges Obst schöner aus als etwa ein Regal voller Dosen-Mais und sauren Gurken aus dem Glas. „Es soll schön bunt und kontrastreich aussehen. Wir legen zum Beispiel rote Äpfel neben grüne, damit man sie schon von aus der Ferne erkennen kann. Auch Bananen müssen immer da sein. Denn die werden am häufigsten gekauft.“

Wichtig ist das Toastbrot

Hinter der Obst- und Gemüse-Abteilung kommen die Backwaren. Hier gibt es Brot, Brötchen und Kuchen. All das, was die meisten Leute jeden Tag einkaufen. „Brot ist unser Grundnahrungsmittel, das darf nie fehlen“, erklärt Frau Schliebe. Besonders wichtig ist das Toastbrot. Die Verkäufer versuchen, ihre Kunden durch den Tag zu begleiten. „Die Leute denken zuerst daran, was sie morgens frühstücken wollen. Meistens ist das Toastbrot. Danach denken sie an das, was sie sich auf das Brot schmieren oder legen wollen.“

Was mag das wohl sein? Na klar: Butter, Marmelade, Käse, Wurst. Alles steht ganz in der Nähe der Backwaren. Die süßen Sachen stehen zusammen mit den Cornflakes in Regalen. Die Milchprodukte und die Wurst werden in großen Kühlschränken oder Theken frisch gehalten.

Hinten die Kühlschränke

Die Schränke, Truhen und Theken stehen dabei gleichzeitig am Kopfende eines jeden Supermarktes. Die müssen dort stehen, weil sie hinter dem Verkaufsbereich mit Strom versorgt werden. „Hinter dem eigentlichen Markt haben wir noch weitere Räume“, sagt Sygun Schliebe. „Zur Lagerung und Aufbereitung der Waren – und für das Personal zum Ankleiden. Das ist Vorschrift.“

Ein weiterer Grund, warum Fleisch- und Milchprodukte ganz hinten stehen: Die frischen Waren werden bereits in Kühltruhen angeliefert. Ebenso die Tiefkühlgerichte: Pizza, Pommes, Eis. Die ganzen Sachen werden per Lastwagen durch den hinteren Eingang in den Supermarkt gebracht. Weil niemand diese schweren Truhen nach vorn in den Verkaufsbereich schieben will, bleiben sie am Ende der Halle.

Ebenfalls schwer zu tragen: Getränke-Kisten. Auch die stehen fast in jedem Supermarkt etwas weiter hinten. Oft direkt neben einem großen Automaten, bei dem die Kunden ihre leeren Pfandflaschen abgeben können.

Dann zur Kasse

Nach diesen Abteilungen machen sich die Kunden in einem Supermarkt meistens auf den Weg zur Kasse. Es sei denn, sie suchen noch Produkte, die man nicht jeden Tag kaufen muss. Kaffee und Gewürze, Konserven, Kosmetik. Was folgt, sind die so genannten Genussmittel. Das sind Lebensmittel, die nicht aus Hunger oder Durst gegessen und getrunken werden. Sondern wegen ihres Geschmacks. Einerseits sind das Süßigkeiten wie Schokolade und Gummibärchen. Andererseits Alkohol und Tabak – für die komischen Geschmäcker von vielen Erwachsenen.

Auch an der Kasse selbst sind in jedem Supermarkt noch viele Produkte zu finden. Neben den Zeitschriften gibt es Eis am Stiel in einer extra Tiefkühltruhe sowie Schokoriegel und auch Kaugummis. „Das sind so genannte Impulsartikel. Dinge, die man beim Einkauf gerne mal vergisst“, sagt Sygun Schliebe. Oder auch Dinge, die noch auf dem Heimweg mal eben weggefuttert werden. Die Impulsartikel sind auch als Quengelware bekannt. Eltern stecken sie noch fix mit ein, wenn ihren Kindern beim Anstehen an der Kasse langweilig wird und sie anfangen zu quengeln.

Nun noch schnell alles aufs Warenband gelegt, bezahlt – und ab nach Hause. Nach diesem Ablauf sind die Leute ihren Einkauf im Supermarkt gewohnt. „Würden wir die Lebensmittel in einer anderen Reihenfolge aufstellen, würden sich die Kunden wundern“, sagt Sygun Schliebe. Die Märkte ähneln sich also, weil alle Waren einer logischen Anordnung folgen.

Von oben nach unten

Auch die Waren innerhalb einer Abteilung sind nach einer bestimmten Reihenfolge angeordnet. Der untere Bereich eines Regals nennt sich Blickhöhe. Hier sind die billigen Marken zu finden. Die werden häufiger gekauft als die teuren Marken und liegen in größeren Mengen in Kartons. Darüber befindet sich die Greifhöhe. Hier gibt es die etwas teureren Marken. Die sehen schöner aus und sind aus der Werbung bekannt. Die Kunden sehen diese Produkte immer zuerst, weil sie sich in Augenhöhe befinden.

Und es gibt noch eine weitere Ordnung im Markt. Denn es liegt nicht nur Käse neben Käse und Obst neben Obst. Auch die Waren stehen nebeneinander, die für ein Frühstück, beim Mittagessen oder zum Backen zusammen gehören. Deshalb steht der Schokoaufstrich oft bei den Rosinenbrötchen und die Dosentomaten bei den Nudeln.

Text und Bild: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, April 2014

Quellen:

Strategien der Supermärkte

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