Grüne Fassade

Schwammstadt saugt das Wasser auf

Wasser ist kostbar. Zu viel Regen kann aber auch schaden. In vielen Gegenden versucht man deshalb, große Regenmengen auf Dauer zu speichern.

Es regnet und regnet und scheint nicht aufzuhören. Hier treten die Flüsse über die Ufer. Dort sind ganze Straßenzüge und Keller überschwemmt. Besonders in größeren Städten ist das hin und wieder ein Problem. Denn in Gegenden, die stark bebaut sind, kann das viele Wasser schlechter im Boden versickern.

In den Städten fließt Regenwasser für gewöhnlich von den Straßen in die Kanalisation ab. Doch bei starkem Unwetter kommt es vor, dass die Kanal-Netze überlaufen. In Berlin passiert das immer wieder. Der Grund: Die Stadt ist auf flachem Land gebaut. Der Boden ist zu großen Teilen von Beton und Asphalt versiegelt. Das Wasser, das sich in den Flüssen sammelt, fließt nur sehr langsam ab. Unter den Gebäuden und Straßen durchziehen jede Menge Rohre und Leitungen den Untergrund. Doch die sind oft zu klein, um das viele Wasser aufzunehmen.

Wasser aufsaugen

Dadurch haben Berlin und andere Großstädte nur wenig Platz für das viele Wasser, das bei Starkregen auf die Erde prasselt. „Wir sollten darum jeden Tropfen Regenwasser retten!“, findet Stephan Natz. Er arbeitet bei den Wasserbetrieben. Die kümmern sich unter anderem darum, die Stadt mit Wasser zu versorgen. Und schaffen auch Raum, in dem Regenwasser abfließen kann.

Doch mit dem Wasser umgehen ist nicht nur Aufgabe der Wasserbetriebe. „Viele Leute können mithelfen, Wasser zu speichern“, sagt der Fachmann. Besonders diejenigen, die in der Stadt Grundstücke besitzen oder bauen wollen. Sie können ihre Plätze und Gebäude in Regen-Speicher verwandeln. „Auf diese Weise können wir gemeinsam die Stadt zur Schwammstadt machen.“

In einer Schwammstadt soll Regenwasser nicht einfach so abfließen und verschwinden. Es soll wie von einem Schwamm aufgesogen werden. Um es später wieder abgeben zu können. Wie bei einem Schwamm eben. Bei seiner Arbeit hat Stephan Natz viele Möglichkeiten kennen gelernt, überschüssiges Wasser in einer Stadt zu speichern.

Überall Pflanzen

Und was macht eine Stadt nun zur Schwammstadt? Viele Pflanzen zum Beispiel. Sie schließen das Wasser in ihren Zellen ein. Parks, bepflanzte Straßenränder und begrünte Dächer tragen so zu einer Schwammstadt bei. Teiche, Brunnen und Mulden gehören aber ebenfalls dazu. Dort kann sich reichlich Wasser sammeln. So auch in großen Behältern auf den Dächern oder den Garagen von Kaufhäusern und Büros. Oder in den Litfasssäulen auf den Straßen.

„Eine Schwammstadt setzt sich aus ganz vielen Teilen zusammen“, sagt Stephan Natz. „Alle Bausteine speichern Wasser. Bei starkem Unwetter saugen sie den Regen auf und schützen die Stadt vor Überschwemmung. Und wenn es heiß und trocken ist, geben sie das Wasser wieder frei.“ Das Wasser verdunstet dann und kühlt die Stadt ab. Oder die Feuerwehr nutzt das Regenwasser, um Brände zu löschen. Auch die Bewohner fühlen sich in einer Schwamm-Stadt wohler, findet der Experte. Denn durch die vielen Pflanzen sehen auch dicht bebaute Städte viel schöner aus.

Grüne Häuser

Und sie sind auch noch nützlich! Pflanzen auf den Dächern und an den Fassaden von Gebäuden erfüllen viele Aufgaben. Sie nehmen Wasser auf, wenn es regnet. Ist es warm und trocken, dann kühlen die Pflanzen das Gebäude mit ihrer Feuchtigkeit ab.

Auf vielen großen Flachdächern wachsen Moose, Gräser und Kräuter. Die brauchen wenig Pflege, speichern Wasser und sehen schön aus. Manche Hauswände sind auch von Efeu und anderen Ranken-Pflanzen bewachsen. Ihre Blätter spenden Schatten, wenn die Sonne auf die Stadt brennt. Wenn Pflanzen dazu beitragen, ein Gebäude zu kühlen, dann hat die Klimaanlage weniger zu tun. Das spart Stromkosten und ist besser für die Umwelt.

In den Kanal

Das Wasser, das nicht von Pflanzen oder dem Boden aufgesaugt wird, fließt in die Kanalisation. In vielen Städten gelangt das Wasser von dort in ein Klärwerk. Dort wird das Wasser gereinigt.

Bei starken Regengüssen sind die unterirdischen Kanäle jedoch schnell überlastet. Deshalb müssen Städte immer wieder für Stauraum sorgen. Dort kann sich der viele Regen sammeln, bevor er ins Klärwerk gepumpt wird. Außerhalb der Städte fließt Wasser auch in so genannte Regen-Rückhalte-Becken. Von dort gelangt es direkt in die Flüsse und Seen.

In der Nähe großer Straßen werden manchmal auch Regen-Waschanlagen gebaut. Das sind grüne Felder, die von Schilf bewachsen sind. Der besondere Boden auf diesen Feldern filtert den Schmutz aus dem Regen. Das Schilf lockert den Untergrund und belüftet ihn. Auf diese Weise bleiben Seen und Flüsse sauberer. Und die Klärwerke der Städte werden entlastet.

Text und Foto: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, Juni 2017

Quellen:

Urbane Regenwasserbewirtschaftung

Berliner Stadtentwicklung

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