Unser ständiger Begleiter

Unser ständiger Begleiter

Wenn es draußen dunkel ist und der Himmel sternenklar, dann können wir ihn gut beobachten. Klitzeklein funkeln die Sterne – aber viel größer leuchtet der Mond. Er erscheint besonders groß, weil er unserer Erde sehr viel näher ist als andere Himmelskörper. Dabei sehen wir ihn manchmal ganz – und manchmal nur ein bisschen von ihm.

Der Mond sieht für uns jeden Tag anders aus. Wir sehen ihn als leuchtende Sichel, mal als halben Mond, mal als Vollmond. Das hängt ganz davon ab, in welcher Art und Weise der Mond von der Sonne angestrahlt wird. Der Mond leuchtet nicht von selbst. Er ist eine riesige Kugel aus Gestein, der unsere Erde umkreist. Er bewegt sich oberhalb als auch unterhalb der Erdbahn. Dabei lenkt die beleuchtete Seite des Mondes einen Teil des Sonnenlichts zur Erde. So ist es auch dank des Mondes nicht immer stockfinstere Nacht.

Wenn sich die Erde zwischen Mond und Sonne befindet, dann wird die uns zugewandte Mondseite voll angestrahlt. Es ist Vollmond, der dann die ganze Nacht am Himmel zu sehen ist. Wenn der Mond aber auf seiner Bahn weiterwandert, können wir bald immer weniger von seiner beleuchteten Fläche sehen. Steht schließlich der Mond zwischen Erde und Sonne, wird nur noch seine Rückseite angestrahlt. Die uns zugewandte Seite bleibt dunkel. Außerdem steht der Mond am Taghimmel. Daher können ihn dann kaum sehen. Es ist Neumond.

Der Mond teilt das Jahr

„Der Mond braucht knapp 30 Tage, um einmal die Erde zu umkreisen“, sagt Felix Lühning. Er arbeitet in einer Sternwarte und ist Fachmann für Himmelskörper. „Wir können ihn dabei in vier verschiedenen Gestalten beobachten: von der schmalen zunehmenden Mondsichel über Halbmond, Vollmond, abnehmenden Mond, zur abnehmenden Mondsichel. Nur den Neumond können wir nicht sehen.“ Die Zeitspanne zwischen zwei Vollmonden legten die Menschen früher als den Zeitraum eines Monats fest. Darum haben die Worte Mond und Monat auch denselben Ursprung. Der Mond teilt das Jahr durch seine Erd-Umwanderungen in zwölf Monate ein. In einem Jahr wiederum umkreist die Erde einmal die Sonne.

Wenn wir uns den Mond ganz genau angucken, können wir auf seiner Oberfläche dunkle Flecken erkennen. Das sind zum Teil riesengroße Krater. Sie werden auch Meere genannt. Obwohl da gar kein Wasser drin ist. Manche Leute erkennen in den dunklen Flecken ein Gesicht. Andere einen Hasen. „Die Krater entstanden, weil unzählige Trümmer aus Gestein auf den Mond stürzten“, erklärt Felix Lühning. Die verursachten kleinere und größere Löcher. Und wirbelten außerdem jede Menge Staub auf. Daher ist die gesamte Oberfläche des Mondes von einer dicken Staubschicht bedeckt.

Schlappe 385.000 Kilometer ist der Mond von der Erde entfernt. Diesen Weg haben Menschen schon auf sich genommen und den Mond besucht. Im Jahr 1969 landeten die ersten Astronauten mit einer Rakete auf dem Mond. Dieses besondere Ereignis haben vielleicht deine Großeltern damals im Fernsehen mitverfolgen können.

Immer nur von einer Seite

Der Mond dreht sich. Einmal um die Erde – und zusätzlich um sich selbst. Er tut dies in einer Art, durch die wir auf der Erde immer dieselbe Seite des Mondes sehen. Der Grund ist wohl der: Der Mond ist nicht ganz kugelrund, sondern ein wenig zur Erde geneigt ist.

„Der Mond war einst genauso glutflüssig wie auch die Erde damals“, erklärt Felix Lühning. „Durch die Anziehungskraft der Erde verformte sich die Glut. Diese bildete einen Berg in Richtung Erde und erstarrte schließlich.“

Wenn wir uns die andere Seite des Mondes angucken wollten, dann müssten wir schon mit einer um den Mond herum fliegen. Das haben Weltraumforscher auch schon gemacht. Sowohl mit Sonden als auch Raketen. Dabei haben Kameras an Bord auch Fotos von der Rückseite des Mondes gemacht. Die Bilder zeigen, dass es dort viel mehr kleine Krater gibt als auf der uns zugewandten Mondseite.

Der Mann im Mond versteckt sich jedenfalls nicht auf der Rückseite vor uns. Für Leben, wie wir es kennen müsste es auf dem Mond flüssiges Wasser und eine Atmosphäre geben.

Der Mond und seine Kraft

Übrigens: Bei den Himmelskörpern unterscheiden Forscher zwischen Planeten und Monden. Planeten umkreisen die Sterne. So wie unser Planet Erde die Sonne umkreist. Monde hingegen umkreisen Planeten. Manche Planeten besitzen keine Monde, andere viele. Der riesige Planet Jupiter wird etwa von mindestens 79 Monden umkreist. Erst vor kurzem haben Forscher wieder 12 neue Monde entdeckt.

Unser Planet Erde besitzt einen Mond. Der ist etwa viermal kleiner als die Erde. Seine Schwerkraft ist deshalb geringer als auf der Erde. Astronauten, die auf dem Mond landen, fühlen sich deshalb sehr viel leichter als sie tatsächlich auf der Erde sind.

Trotzdem hat der Mond genug Schwerkraft, um diese auch auf der Erde wirken zu lassen. So beeinflusst er etwa die Gezeiten. Mit seiner Masse zieht der Mond die Meere auf der Erde an. Das können wir etwa an der Nordseeküste gut beobachten. Dort steigt das Meer am Ufer an und zieht sich wieder zurück. Alle sechs Stunden wechseln sich Ebbe und Flut ab.

„Auf hoher See zieht er das Wasser um bis zu fünf Zentimeter an“, sagt Felix Lühning. Das ist eine ungeheure Kraft, die der Mond auf der Erde bewegt. Nicht auszudenken, wie es bei uns aussehen würde, wenn unser Planet um ein paar Monde reicher wäre.

Text und Bild: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, November 2018

Quellen:

DLR über Erde und Mond

Die Mond-Plattform der Nasa

Geburt des Mondes

Eisige Liebe

Eisige Liebe

zum 50-jährigen Jubiläum der 1. Mondlandung, erschienen bei monopol am 9. Juli 2019

Bei der Mondlandung vor 50 Jahren hat sich die Menschheit vor lauter Weltraumfieber gar nicht mehr eingekriegt. Seitdem ist das Verhältnis merklich abgekühlt. Ein paar Vorschläge für eine Wiederannäherung an den launischen Trabanten

Rasante Fernsehunterhaltung sieht anders aus. 1969 fesselte der Mond Millionen Menschen weltweit vor ihren zumeist farb- und kontrastlosen Röhrenbildschirmen, als sich sein Erstbetreter stundenlang dabei Zeit ließ, ein Paar Moonboots in den Staub zu drücken, um auf diese unkonventionelle Art den Stolz der Menschheit zu beflügeln und sie glauben zu lassen, sie würde von nun an das Universum erobern.

Der Mond scheint. Mal voll und mal nur so ein bisschen. Und vor 50 Jahren scheint er eine ganz besonders große Rolle gespielt zu haben. 

Bis dahin war der treue Erdtrabant Mond nicht weiter von Bedeutung. Nun gut, Sie mit Ihrem Kulturgeschichts-Wissen widersprechen jetzt natürlich. Mag sein, dass es den düsteren Geist der deutschen Romantiker ohne ihn als entscheidendes Sehnsuchtsmotiv nie gegeben hätte. I feel you, Caspar David. Mag sein, dass die eine oder andere Weltreligion ohne ihn ihren Kalender nach einem anderen Gestirn hätte ausrichten müssen. Mag ja sein, dass es ohne ihn keine Gezeiten gegeben hätte und die Nächte vor der elektrifizierten Lichtverschmutzung zappenduster geblieben wären. Aber dann, am 21. Juli 1969 um 3:56 Uhr mitteleuropäischer Zeit, wurde der Mond urplötzlich so richtig ernsthaft wichtig. Time to shine.

Die Mutter aller Verschwörungstheorien

Die Landung auf dem Mond wurde das Sinnbild des modernen Fortschrittsglaubens. Sicherlich würde sie neben der Erfindung des Rads und vielleicht dem Bau der Pyramiden auch dann noch Erwähnung finden, wenn man die Geschichte der Menschheit auf eine mickrige Twittermeldung eindampfen müsste. Selbst die Mondkälber täten das, die den Erfolg der „Apollo11“-Mission bis heute anzweifeln – gilt doch der „giant leap for mankind“ als die Mutter aller sinnstiftenden Verschwörungstheorien. Und ob sie nun nach einer 385.000 Kilometer langen Höllenfahrt oder doch nur bei einem Ausflug ins Fernsehstudio geknipst wurden: Die dabei entstandenen Bilder können sich ohnehin nicht aussuchen, wessen Wahrheit sie erzählen. Sie sind Ikonen, da können sie gar nichts dran machen. Und wir auch nicht.

Fotografien des vielschichtigen Mondes, der die Dinge stets in einem anderen Licht erscheinen lässt, kursieren en masse. Schließlich sind nicht nur 1969 Menschen dort gelandet (oder je nach Lesart eben auch nicht). Noch elf weitere Astronauten folgten den Fußspuren Neil Armstrongs (u.a. gespielt von Ryan Gosling in der Rolle eines super unsympathischen Mann-Manns, oder wahlweise nacherzählt von Harrison Ford; im Jubiläumsjahr können Sie sich wirklich die volle Dröhnung Mondlandung mit all ihren glorifizierten Helden in ihrem Heimkino reinziehen, da bleibt kein Astronautenauge trocken).

Der letzte Mensch auf dem Mond war Harrison Schmitt, Ende 1972. Damals entstand auch das berühmteste Mondbild – das allerdings gar nicht den Mond, sondern unsere Erde als fragile blue marble zeigt, von Schmitt mit einer 70-Millimeter-Mittelformatkamera aufgenommen und derzeit wieder häufig auf den Schildern und Shirts von „Fridays-For-Future“-Demonstrierenden zu sehen.

Besuch bei Chang’e und ihrem überdimensionalen Karnickel 

In den Folge-Dekaden ließ der Fortschrittsglaube den Mond meistens ungeachtet seine Kreise ziehen. Das Mondfieber war abgeklungen. Nur die Chinesen haben sich in den letzten Jahren noch mit ihm beschäftigt. Hier ein Vorbeiflug für detailreichere Bilder, dort eine Probe Mondgestein. Zuletzt hatten sie eine Sonde auf seiner uns unbekannten Hemisphäre (oder auch dark side) geparkt. Vielleicht, um der im englischen Sprachraum weit verbreiteten und von Pink Floyd fett vermarkteten Metapher zur Unergründlichkeit der menschlichen Seele zu folgen. Vielleicht auch, um ihrer dort wohnenden chinesischen Gottheit Chang’e mit ihrem überdimensionalen Karnickel einen Besuch abzustatten. So richtig interessiert hat es aber niemanden.

Der Mensch zieht es inzwischen offenbar vor, eine kühle Distanz zu seinem Mond zu pflegen. Im besten Fall haben wir eine grobe Ahnung, wie lange der Mond braucht, um unsere Erde zu umkreisen. Aber wieso er sich manchmal auch tagsüber blicken lässt, weshalb er von der Erde aus meist genauso groß wirkt wie die Sonne, warum er hin und wieder blutrot leuchtet und wie er es eigentlich gebacken kriegt, sich zwar um sich selbst zu drehen, uns dabei aber immer dieselbe Seite zu zeigen, weiß heutzutage kaum jemand mehr.

Der Mond, der im Übrigen mal Teil von uns war, bevor er bei einem Asteroideneinschlag von der Erde abgesprengt wurde, fasziniert uns anscheinend nicht mehr so richtig. Dabei könnte der Mond doch so viel mehr. Da ist Paartherapie angesagt. Ganz besonders in diesen Tagen, in denen mehr und mehr Menschen bewusst wird, dass unsere Erde vor die Hunde geht.

Romantische Sehnsucht nach einem ungeilen Ort

In der Science Fiction entstanden bereits etliche Ideen, welche Rolle der Mond noch für uns spielen würde. Andy Weir errichtet in „Artemis“ eine Mondbasis, um wertvolles Tritium und Erze abzubauen. Stephen Baxter besiedelt den Mond in „People Came From Earth“ über Generationen, lässt die Mondmenschen aufgrund der geringeren Schwerkraft hager werden und vor sich hinsiechen, bis sie schließlich als wertvoller Dünger für bessere Zeiten dienen. Philip K. Dick prügelt sich zum Plottwist von „Time Out Of Joint“ mit abtrünnigen Mondgeflüchteten herum, die die Erde mit Nuklearwaffen übersäen.

Der Stapel an Kurzgeschichten und Romanen, in denen der Mond bereist, bevölkert, in eine zweite Erde verwandelt oder einfach geplündert wird, türmt sich unüberschaubar. Allen Autoren war klar, was für eine trostlose Welt der Mond zu bieten hat. Und trotzdem zeichnen sie Bilder, die unsere romantische Sehnsucht nach der Ferne aufflammen lassen. Die Menschen finden immer irgendetwas auf dem Mond: einen magischen Stein, hilfsbereite Außerirdische, oder einfach nur Hoffnung. Fazit Paartherapie: ihr braucht euch doch. Der Mond ist eine zuverlässige Arche für eine Handvoll Nachtschattengewächse, wenn die Erde nicht mehr zu retten ist. Fragt sich bloß, welche dieser Bilder irgendwann wahr werden könnten.

Dauerhaft auf dem Mond verweilen ist für uns erdverwöhnte Menschen eher ungeil. So ganz ohne Luft und Wasser. Die Temperaturen bei Tag und bei Nacht schwanken zwischen 130 Grad plus und 160 Grad minus. Dann doch lieber Berliner Sommer. Dazu kein Wind, keine Klimazonen, keine Jahreszeiten. Und immer dieser Sand im Schuh. Aber was, wenn uns nichts anderes übrig bliebe?

Zunächst würden wir fix ein paar herumfliegende Kometen per Bombenexplosionen in Mondrichtung lenken und dort auf der Oberfläche zerdeppern. Bei einem Eiskometen sollte das für mehr Wasser sorgen. Und irgendwann auch für Atmosphäre, die uns vor der tödlichen kosmischen Strahlung schützt. Außerdem könnten die Einschläge dem Mond einen feinen Drall verleihen und ihn bestenfalls etwas beschleunigen, damit die Tage und Nächte etwas kürzer würden als die bisherigen 354 Stunden (das Lamentieren über „einfach zu wenig Zeit“ müssten wir uns dann abgewöhnen).

Dann müsste man einen Haufen High-Tech-Scheiß auf den Trabanten fliegen, so wie es Bestsellerautor Frank Schätzing in „Limit“ ausführlich beschrieben hat. Die erste Kolonie würde sich auf die Suche nach Eis machen. Sollte die Sache mit dem Eiskometen nicht geklappt haben: Tief unten im Shackleton Krater könnte welches sein, vermuten Wissenschaftler schon heute. Man könnte den Krater mit Sonnenkollektoren aufheizen und ein Zelt darüber stülpen, um so für ein erstes Mikroklima auf dem Mond zu sorgen.

Es gibt doch einen Planet B

Schließlich würden die Menschen das kostbare Helium-3 aus dem Mondstaub gewinnen und es als saubere Energiequelle für ihre Reaktoren verwenden. Und außerdem den Regolith auch als Material nutzen, um damit in 3D-Druckern Baustoffe und Werkzeuge herzustellen. Dann könnten wir Häuser und Fabriken und Supermärkte bauen und die Star-Architekten einfliegen. Die würden Museen bauen und Kinos, in denen wir neue Bilder zeichnen, um Geschichte und Hoffnung aufrecht zu halten. Kurzum: Wir würden es uns schon ganz hübsch machen auf diesem Mond. Von wegen: There is no Planet B.

In absehbarer Zukunft sehen die Pläne der Weltraumagenturen allerdings noch nicht nach Mond-Besiedelung aus. Man will erst einmal nur in der Umlaufbahn des Mondes umher mäandern und dort ein paar Teleskope und eine Raumstation platzieren. Von dort aus soll es dann aber so richtig losgehen mit der Eroberung des Universums. Wir werden uns also noch ein bisschen in Geduld üben.

Text und Bild: Philipp Brandstädter