Wettstreit zweier Brüder

Wettstreit zweier Brüder

Egal, wie das Fußballspiel ausgeht, einer gewinnt jedes Mal: derjenige, der die Fußballschuhe und Trikots herstellt. Auch bei der WM in Katar verdienen die Hersteller von Sportartikeln wieder richtig viel Geld. Denn die Fußballstars laufen als ihre Models auf und werben für ihre Produkte.

Sie heißen Nike, Adidas oder Puma. Diese Marken sind in der ganzen Welt bekannt. Zwei von ihnen kommen ursprünglich aus Deutschland. Sogar aus der gleichen Stadt. Und sie wurden auch noch von Geschwistern gegründet. Doch wieso haben die eigentlich nicht gemeinsame Sache gemacht?

Die zweigeteilte Stadt

Die Stadt Herzogenaurach liegt im Bundesland Bayern, ganz in der Nähe von Nürnberg. Mit ihren gepflasterten Gassen und alten Fachwerkhäusern sieht sie so hübsch aus wie viele Städte in der Umgebung. Doch es gibt einen deutlichen Unterschied zu den Nachbarorten. Außerhalb der Stadt stehen riesige Gebäude mit mehrspurigen Zufahrten und großen Kreisverkehren. Lastwagen erreichen auf den breiten Straßen die Hauptquartiere der beiden weltbekannten Sportartikel-Firmen Adidas und Puma.

Herzogenaurach ist auch als die „Wiege des Sportschuhs“ bekannt. Hier haben die Gebrüder Dassler Geschichte geschrieben. Die berühmten Söhne der Stadt kennt in Herzogenaurach jeder. „Kleider und Schuhe von Adidas oder Puma tragen hier die wenigsten Leute aus Zufall“, sagt Irene Lederer. Sie weiß so ziemlich alles über die Geschichte ihrer Stadt. Die Gebrüder Dassler sind im Streit auseinander gegangen. Und auf wessen Seite man steht, zeigt das Logo auf dem Turnschuh, sagt die Expertin.

Alle wollen die Schuhe

Rudolf Dassler und sein jüngerer Bruder Adolf teilten vor allem eine Sache miteinander: Sie begeisterten sich für Sport. In der Waschküche ihres Elternhauses richteten sie sich eine kleine Werkstatt ein. Dort tüftelten sie an besonderen Sportschuhen. Leichte und niedrig geschnittene Schuhe, mit denen man gut rennen oder auch Fußball spielen können sollte. Für ihre damals außergewöhnliche Idee gründeten sie eine Fabrik – und entdeckten eine vielversprechende Marktlücke. Sportler auf der ganzen Welt wollten die Schuhe der Dasslers haben.

Doch der riesige Erfolg sollte die Dasslers nicht ewig einen. Es kam zu einem Streit zwischen Rudolf und Adolf. „Die Dasslers teilten ihr Vermögen auf und gingen fortan getrennte Wege“, erzählt Irene Lederer. So wurden aus engen Partnern Konkurrenten. „Es heißt, die beiden hätten von diesem Tag an nie wieder ein Wort miteinander gewechselt.“

Viele Jahrzehnte beherrschte der Streit die kleine Stadt mit den Fachwerkhäusern. Viele Bürger von Herzogenaurach mussten sich entscheiden: Sollten sie in der Fabrik von Adolf oder Rudolf arbeiten? Wer machte die besseren Schuhe? Und für welchen Fußball-Verein soll ich spielen oder die Daumen drücken? Für die Mannschaft mit der Raubkatze auf dem Trikot oder für die mit den drei Streifen?

Immer noch Streit

Auch nach dem Tod der Dassler-Brüder blieb die Trennung bestehen. Die jeweiligen Söhne von Adolf und Rudolf führten die Betriebe fort. Aus dem Wettstreit zweier Brüder wurde der Wettstreit der Söhne. Den Erfolg der beiden Hersteller bremste das nicht. Im Gegenteil. „Das Streben nach Erfolg hat beide Seiten angespornt“, meint Irene Lederer. „Wer weiß, wo die Betriebe jetzt wären, wenn die beiden nicht jeden Tag ihren ärgsten Konkurrenten vor der Haustür gehabt hätten.“

Heutzutage geht es in Herzogenaurach eher friedlich zu. Adidas und Puma streiten sich nach wie vor. Es geht eben um viel Geld. Aber in der Kleinstadt nimmt man den ewigen Kampf gelassen. Die Bürger kennen ihre Geschichte und wissen: Ohne die beiden weltberühmten Sport-Marken wäre Herzogenaurach nicht das, was es ist.

Die Namen

Ach ja: Warum heißen die beiden Hersteller eigentlich so, wie sie heißen? Die Namen ihrer Erfinder sind der Grund. Adolf Dassler wurde früher auch „Adi“ genannt. Die Marke ist also eine Kurzform aus Vor- und Nachname: Aus Adi Dassler wurde Adi-Das. Ganz ähnlich ist es auch bei Puma. Für wenige Wochen hieß die Marke zuerst „Ruda“ – eine Abkürzung aus Rudolf und Dassler. Doch der Name klang nicht so gut. Also stellte Rudolf zwei Buchstaben um und suchte sich ein passendes Logo dazu aus. Seitdem zieren die Kleider und Schuhe von Puma eine Raubkatze auf dem Sprung.

Text und Bild: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, Mai 2016

Quellen:

Geschichte Adidas

Geschichte Puma

Miau. Warum haben wir Muskelkater?

Miau. Warum haben wir Muskelkater?

Schon allein das Aufstehen fällt schwer. Die Muskeln tun weh. Sie ziehen und ziepen und fühlen sich müde und kraftlos an. Was ist denn da los?! Gestatten: Das ist ein Muskelkater! Den kennt so ziemlich jeder. Aber woher kommt der überhaupt?

„Ein Muskelkater sind harmlose Schmerzen in Muskeln, die wir zu sehr beansprucht haben“, erklärt der Sportmediziner Heinz Kleinöder von der Deutschen Sporthochschule in Köln. Oft passiert das nach einer Wanderung oder nach einer Partie Fußball oder Federball. Immer wenn ein Muskel oder ganze Muskelgruppen nicht richtig auf eine körperliche Arbeit vorbereitet waren. „Der Muskel hat dann etwas zu viel und zu ungewohnte Arbeit geleistet“, sagt der Fachmann. „Er ist müde geworden, musste aber noch weiter arbeiten.“

Diese Überbelastung macht sich dann meist auf die gleiche Art und Weise bemerkbar: Der betroffene Muskel wird schlapp, schmerzt und fühlt sich irgendwie weniger beweglich an. Und: Der Muskelkater zeigt sich nicht sofort. „Die Schmerzen treten erst etwa einen halben oder ganzen Tag später auf“, erklärt Heinz Kleinöder.

Feine Risse im Muskel

Das hat folgenden Grund: Als der Muskel zu sehr arbeiten musste, sind ganz kleine Verletzungen in den Fasern der Muskeln entstanden. „Es haben sich kleine Risse gebildet, in die sich Wasser eingelagert hat“, sagt der Mediziner. Das schmerzt, wenn man den Muskel bewegt. Oder noch doller, wenn man darüberfährt oder auf ihm herumdrückt.

Und ist der Muskelkater jetzt schlimm? Nicht wirklich. Der Schmerz ist ein Warnsignal für uns und unseren Körper. Er sagt: Mach mal Pause. „Der Muskelkater dauert ein paar Tage“, sagt Heinz Kleinöder. „So lange sollte man sich auch schonen.“ Denn ansonsten kann man den Muskel tatsächlich verletzen.

Damit wir gar nicht erst Muskelkater bekommen, sollten wir unsere Muskeln auf die Belastung vorbereiten. Das heißt: Regelmäßig Sport machen. Zunächst nicht so schnell und nicht so viel, dann etwas mehr. Außerdem empfehlen Fachleute, stets ausgeruht Sport zu treiben. Auch viel trinken soll Muskelkater vorbeugen.

Wenn der Muskelkater schon da ist, hilft vor allem Ausruhen. Auch ein heißes Bad, ein bisschen dehnen oder den Muskel leicht massieren kann gut tun. Dann gibt der freche Kater auch bald seine Ruhe.

Deshalb tut Muskelkater weh

Aber warum tut Muskelkater überhaupt weh? Darüber hat die Wissenschaft lange gerätselt. Erst haben Fachleute vermutet, dass die Schmerzen etwas mit einem bestimmten Stoff im Körper zu tun hat: Laktat. Das ist ein Salz. Das sollte sich bei zu viel Sport in den Muskeln ansammeln – und zu Schmerzen führen. Doch da steckt wohl ein anderer Grund dahinter.

Nach vielen Untersuchungen sagen die Forschenden heute: Es sind die Risse in den Fasern des Muskels, wenn man es mit dem Sport übertreibt. Das Gewebe entzündet sich und Wasser tritt ein. Der Muskel schwillt an, was schließlich schmerzt. So eine Einlagerung von Wasser wird auch Ödem genannt.

Was hat der Kater mit dem Kater zu tun?

Übrigens: Wenn man von Entzündung spricht, fällt auch manchmal ein anderer medizinischer Begriff dafür: Katarrh. Vielleicht kommt daher daher auch das Wort Muskelkater, aber das ist nicht so richtig geklärt.

Mit einem Katzer haben die Muskelschmerzen jedenfalls nichts zu tun. Trotzdem können auch Tiere Muskelkater haben. Pferde können zum Beispiel diese Schmerzen bekommen, nachdem sie beim Reitsport zu stark gefordert wurden. Auch Hunde haben den Kater öfters. „Das liegt daran, dass die Muskeln der Tiere ganz ähnlich aufgebaut sind wie beim Menschen“, sagt die Tierärztin Dr. Anna Ehrle.

Wer einen Hund hat, hat das vielleicht auch schon einmal erlebt. Nach einer langen Runde Gassi oder Hundesport ist der Hund nicht so richtig gut drauf. „Die Tiere mögen sich dann nicht gerne bewegen und ihre Muskulatur kann erhärtet erscheinen“, erklärt die Anna Ehrle. Der Grund kann ganz harmlos sein: ein tierischer Muskelkater.

In dem Fall kann man dem Tier so helfen, wie wir uns selbst helfen würden. Die Tierärztin rät: „Vermutet man einen Muskelkater beim Tier, so ist es wichtig, das Tier warm zu halten, mit genug Flüssigkeit zu versorgen und zunächst nur leicht zu bewegen.“

Text und Bild: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, April 2021

Quellen

Ärzteblatt über Muskelkater

Studie Stretching

Studie Antioxidantien

Erklärung Muskelkater

Muskelkater bei Tieren

Mensch braucht Maschine

Mensch braucht Maschine

erschienen in der taz vom 29. Juni 2021

Während des Lockdowns wurde unser Autor vom Schrank zu formlosem Brei – weil die Fitnessstudios zu waren. Jetzt ist sein Leben wieder schön.

Meine kostbaren Muskeln. Die über Jahre mühsam ausdefinierten Arme und Beine, der Rücken, mein Hintern, das Waschbrett. Das alles löste sich nicht einfach in Luft auf, nein, es verwandelte sich in formlosen Brei! Es war zum Heulen.

Ob ich mich vielleicht mal nicht so anstellen könne, fragte mein Mitbewohner, der sich am liebsten zu Dingen äußert, von denen er keine Ahnung hat (Anm. der Redaktion: Pfff!). Ob nicht vielleicht ein paar Leute gerade ein paar größere Probleme hätten, gab er zu bedenken. Ob ich nicht vielleicht einfach ein paar Liegestütze machen könne. Natürlich könnte ich.

Machte ich ja auch, ununterbrochen. Neben den Push-ups außerdem Pull-ups, Burpees, Squats und Single Arm Turkish Sit-ups, die Sets mit Seil und Therabändern, mit Nudelholz und Wasserflaschen, die Klimmzüge an der Stange, mit denen ich nach und nach meinen Türrahmen verzog. Doch nichts davon ersetzt eine 150-Kilo-Langhantel.

Ohne die gewohnten Reize bauten sich meine Muskeln ab, verwandelten sich in Fett. Weniger Muskeln verbrennen weniger Kalorien, der Energiebedarf sank, der Hunger blieb, mein „If it jiggles it’s fat“-Shirt begann zu spannen, ich fing an wie ein Schwein auszusehen.

Was zum Fick…?

Social Distancing: kein Thema für mich. Mit meiner Wampe traute ich mich sowieso nicht mehr unter Leute. Freunde schickten mir Bücher über Selbstliebe und Bodypositivity. Die Hardcover über 300 Seiten benutzte ich zum Curlen, den Rest vertickte ich auf Momox.

Und was entschied die Regierung? Öffnung der Friseurläden. Aus Gründen der Würde. Was zum Fick war denn mit meiner Würde als Schrank? Was war mit meinem mentalen Ausgleich, meiner Gesundheit? Ich schnaufte beim Treppensteigen, musste mich beim Schnürsenkelbinden hinsetzen und bekam Rückenschmerzen vom Geschirreinräumen.

Inzwischen sind die Studios endlich wieder offen. Mein Fitti hat es nicht geschafft. Das mit den Einschusslöchern in der Außenfassade, wo Bushido obendrüber sein Tonstudio hatte und sich ab und zu mal im Freihantelbereich blicken ließ. Der Laden ging pleite, weil sich zu viele erdreistet hatten, ihre Verträge einzufrieren und ihre Beiträge zurückzufordern.

Die nächste Fitte ist zum Glück nur ein kurzes Intervalltraining entfernt. Es ist total easy geregelt: Ich muss nur in der Schlange vor der Teststation ein bisschen drängeln, um nicht zu spät an den Geräten zu sein, die ich vorab für einen kurzen Slot online buche, bevor das Studio dann zum Lüften geschlossen wird.

Die Schließfächer sind noch alle verriegelt und die Nasszellen dicht, aber sei’s drum: Endlich wieder bis zum völligen Muskelversagen pumpen und meinen schweren Atem in die Maske grunzen, die sich, vom Schweiß vollgesogen, anfühlt, als hätte mir einer einen feuchten Teebeutel ins Gesicht geworfen. Shut up & squat!

Text und Bild: Philipp Brandstädter