Kleiner Igel

Igel bereiten sich auf den Winter vor

Der kleine Igel hat bequem auf der Hand Platz. Keine drei Wochen ist er auf der Welt. Seine Stacheln sind noch ganz hell. Er sieht sich mit seinen schwarzen Knopfaugen um. Dann nuckelt er an der Menschen-Hand herum und fiept. Schon wieder Hunger!

Das Igel-Junge ist nur eines von vielen, die gerade bei Gabriele Gaede im Igelhotel wohnen. Jetzt im Herbst wird es dort ganz schön voll. Denn der Winter steht bevor. Und nicht alle Jungtiere schaffen es, sich rechtzeitig ausreichend Speck anzufuttern. In der Igelstation hilft Gabriele Gaede den Tieren über die kalten Monate, die es alleine nicht schaffen würden.

Auf der Station

Wenn ein neuer Gast in die Igelstation kommt, dann wird der erst einmal untersucht. Hat der Igel Flöhe? Ist er verletzt? Und wieviel wiegt er? „Wenn die Jungtiere weniger als 100 Gramm auf die Waage bringen, muss ich mich kümmern“, sagt Gabriele Gaede. Meistens päppelt die Tierschützerin ihre Igel mit Hundefutter und Fencheltee auf. Manchmal sind die Tiere noch so klein, dass sie mit Aufzuchtsnahrung durch eine Spritze gefüttert werden müssen.

Im Keller der Igelstation hausen die etwas größeren Igel. Manche haben eine Krankheit. Manche müssen sich von einer Verletzung erholen. Weil sie von einem anderen Tier gebissen wurden, zum Beispiel. Im Wohnzimmer wohnen die Kleinen. „Es ist einfacher für mich, die Jungen hier zu haben“, sagt Gabriele Gaede. „Schließlich müssen die sehr oft gefüttert werden.“ Fünf große Boxen stehen im Zimmer herum. Alle sind mit Küchentüchern gefüllt. In jeder Box wohnt ein Wurf Igel. Das heißt: Bis zu fünf Geschwister machen es sich dort gemütlich. Hin und wieder raschelt und piepst es unter den Tüchern hervor.

Ansonsten hört man im Wohnzimmer nur das Telefon. Das klingelt bei Gaedes zurzeit den ganzen Tag. Denn viele Leute fragen in der Igelstation nach, was sie tun sollen, wenn sie einen jungen Igel gefunden haben. Schließlich kennt sich Gabriele Gaede gut mit Igeln aus. „Wir klären immer zuerst, ob der Igel überhaupt Hilfe braucht“, sagt die Fachfrau. „Schließlich sind die Tiere in der freien Natur viel besser aufgehoben als bei uns.“

Immer weniger Platz

Doch leider haben die Igel immer weniger freie Natur für sich. Die Menschen breiten sich aus – und der Flurbewohner ist nach und nach zu einem Gartenbewohner geworden. Die Igel haben sich an das Leben in der Nähe von Menschen gewöhnt. Auch wenn es dort sehr gefährlich sein kann. Etwa auf den vielen Straßen. Oder auch, wenn die Menschen im Spätsommer noch unter den Büschen Rasen mähen oder ganze Hecken heraus reißen. Dadurch verlieren die Igel ihre Verstecke, in die sie sich so gern zurückziehen.

Deshalb ist auf der Igelstation in diesen Wochen so viel los. Und die Igelhelfer haben alle Hände voll zu tun. Nach dem Füttern werden die Findlinge an kühlen und sicheren Orten für den Winterschlaf einquartiert. „Im Mai wachen unsere Gäste dann auf und werden wieder frei gelassen“, erklärt Gabriele Gaede. Gerade will die Tierschützerin erzählen, in welchen Gegenden sie die Igel aussetzt. Aber da klingelt schon wieder das Telefon.

Hilfe für den Igel

Der Igel könnte ein paar mehr Rückzugsorte gebrauchen. Das heißt aber nicht, dass jeder Igel vor dem Winter auf Hilfe angewiesen ist. „Wenn du einen jungen Igel umherirren siehst, dann warte erst einmal ein paar Stunden ab“, rät eine Expertin. „Vielleicht ist die Mutter ja doch in der Nähe. Und die kümmert sich natürlich am besten.“ Igel legen in einer Nacht bis zu fünf Kilometer Weg zurück. Sie kennen sich in ihrer Umgebung also eigentlich bestens aus.

Über zusätzliches Futter freut sich natürlich jeder Igel. Ein Schälchen mit Katzen- oder Hundefutter gemischt mit Haferflocken fressen Igel gern. Trinken sollten nur Wasser, nicht etwa Milch! Denn in der Milch sind Stoffe enthalten, die die Tiere gar nicht vertragen und krank machen.

Ein Winterquartier im Wohnzimmer oder Keller muss man eigentlich keinem Igel bieten. Ein natürlicher Lebensraum wie ein Gebüsch, Laufhaufen oder Hohlräume in Holzstapeln und Baumwurzeln sind viel wichtiger. Und wenn du doch einmal einen Igel entdeckst, der zu klein, zu schwach oder sogar verletzt ist: Setze ihn in einen Karton mit Zeitung oder Klopapier und ab mit ihm zu einer Igelstation.

Stacheln raus!

Übrigens: Wenn Gefahr droht, dann igelt sich der Igel ein. Er rollt sich zu einer Kugel zusammen und streckt seine spitzen Stacheln in alle Richtungen. Für Marder und Füchse, die Igel jagen, wird es dann schwierig. Wenn sie an die Beute wollen, werden sie sich wahrscheinlich doll piksen.

Igel sind aber nicht nur wegen ihrer vielen Stacheln ungewöhnliche Tiere. Sie sind nachtaktiv. Das heißt: Tagsüber halten sie sich versteckt und schlafen viel. In der Dämmerung trauen sie sich dann heraus und machen sich auf Futtersuche. Dabei sind sie nicht gerade wählerisch. Käfer, Raupen, Würmer, Schnecken, aber auch Fallobst, Nüsse und Samen stehen beim Igel auf dem Speiseplan.

Im Winter werden wir kaum Igel zu Gesicht bekommen. Sie haben sich zurückgezogen und halten Winterschlaf. Im Sommer zeigt sich das stachelige Tier dann ab und an im Garten. Besonders, wenn vor der Haustür ein Teller mit Hunde- oder Katzenfutter steht…

Text und Bild: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, Oktober 2015

Quellen:

BUND

NABU

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