Wasserschwein ist gar kein Schwein

Wasserschweine sind die größten Nagetiere der Welt. Und putzig noch dazu! Wohl deshalb sind viele Leute so begeistert von den Tieren. Doch die sehr geselligen Wasserschweine können sehr viel mehr als nur niedlich.

Sie sehen ein bisschen aus wie Biber. Wie die Biber leben die Tiere auch gern im Wasser. Aber der platte Schwanz fehlt. Man könnte sie auch für übergroße Meerschweinchen halten. Und mit denen sind sie auch verwandt. Die Rede ist von Wasserschweinen.

Wasserschweine oder auch Capybaras haben mit echten Schweinen wenig zu tun. Die Tiere sind Nagetiere – und zwar die größten der Welt. Sie leben eigentlich in Südamerika, stets in der Nähe von Flüssen, Tümpeln und Seen. Denn im Wasser fühlen sie sich richtig wohl.

„Wasserschweine lieben das Wasser“, sagt Maria Oberländer vom Zoo Berlin. Dort verbringen sie den Großteil ihres Lebens. Daher sind sie gut an das Wasser angepasst. „Auffällig sind zunächst die Schwimmhäute zwischen ihren Zehen und das dichte Fell“, erklärt die Capybara-Spezialistin. „Außerdem können die Tiere ihre Nasenlöcher beim Tauchen verschließen.“

Meist unter Wasser

Im Wasser können sich die Nager gut vor Feinden wie Raubkatzen, Greifvögel und Schlangen verstecken. Nase, Ohren und Augen bilden am Kopf der Wasserschweine eine Linie. So ragt nur ein kleiner Teil ihres Körpers aus dem Wasser hinaus. „Außerdem können die Tiere bis zu fünf Minuten lang die Luft anhalten und tauchen“, sagt die Expertin.

Und was ist sonst für ein Nagetier wichtig? Na klar, die großen Nagezähne. Die brauchen sie weniger für die Wasserpflanzen und Gräser, die sie vorwiegend fressen. Wohl aber für das harte Gemüse, das sie knabbern, um etwa an wichtige Vitamine zu kommen.

Wasserschweine erhalten auch über einen anderen Weg wichtige Nährstoffe. Für uns ist das ein bisschen eklig, in der Tierwelt aber oft normal: Wie auch Meerschweinchen und Kaninchen futtern Capybaras manchmal ihre eigene Kacke. Das tun sie, weil sie manche Pflanzenfasern ausscheiden, die sozusagen im ersten Durchgang noch nicht vollständig verdaut wurden.

Haste Töne

Wer schon einmal ein Meerschweinchen als Haustier hatte, weiß, wie gesprächig die Nager sein können. Die Tiere können quieken und fiepen und meckern. Bei den Capybaras ist das ganz ähnlich. „Die Wasserschweine haben zahlreiche Töne, mit denen sie sich verständigen“, sagt Maria Oberländer. „Bei einem Fiepen sind sie auf der Suche nach Familienmitgliedern. Häufiger hören die Tierpfleger eine Art Knattern als freundliche Begrüßung.“ Wenn sich ein Wasserschwein erschreckt, dann gibt es ein Bellen von sich. „Das hört sich dann wirklich fast wie von einem Hund an.“

Doch Wasserschweine verständigen sich aber nicht nur mit Geräuschen. Sie nutzen auch Gerüche. Mit Drüsen auf ihrer Schnauze und am Hinterteil können sie sich gegenseitig markieren. Das ist praktisch. Denn leben die Tiere in größeren Herden zusammen. Da ist es schon ganz gut zu wissen, wer zu wem gehört.

Chef in der Herde

Wasserschweine sind sehr gesellige Tiere. Sie leben in großen Familiengruppen zusammen. „So eine Herde kann aus bis zu 50 Tieren bestehen“, sagt Maria Oberländer. Angeführt wird so eine Gruppe von einem starken Männchen, dem Bock. Er ist der Chef in der Herde. Normalerweise ist er das größte und schwerste Tier in der Gruppe. Er schart die Weibchen und seinen Nachwuchs um sich und schickt die anderen Männchen an die Ränder der Herde. Dort halten die Männchen Wache. Wenn sie eine Gefahr wittern, bellen sie und warnen ihre Gruppe.

Übrigens: Wasserschweine sind nicht nur bei uns Menschen beliebt. Sie haben auch andere Tiere als Freunde. Manchmal sitzen etwa Vögel oder sogar kleine Affen auf ihren Rücken! „Die Vögel futtern Insekten aus dem Fell der Wasserschweine“, erklärt Maria Oberländer. Die Wasserschweine sind dafür gern bereit, die Vögel ein bisschen herumzutragen. Sie werden im Gegenzug manche lästigen Krabbeltiere los.