Bärtierchen Tardigrade

Tardigrade sind bärenstarke Winzlinge

Bärtierchen sind winzig kleine Tiere mit besonderen Kräften. Forschende nehmen die kleinen Superhelden genau unter die Lupe.

Die Superhelden haben acht tapsige Beinchen und sehen ziemlich ulkig aus. Und sie haben ganz besondere Kräfte. Doch wie echte Superhelden bekommt man sie kaum zu Gesicht. Sie sind nämlich winzig klein.

Bärtierchen – oder auch Tardigrade – sehen ein bisschen wie Gummibärchen aus. Man kann sie nur unter einem Mikroskop erkennen. Lange Zeit hat niemand gewusst, dass es sie überhaupt gibt. Doch Bärtierchen leben überall auf der Welt. Auf dem Land wie auch im Meer. Sie passen sich nämlich perfekt an ihre Umgebung an. Weil die das so besonders gut können, gibt es Forschende, die sich mit den Bärtierchen beschäftigen.

Thomas Dandekar ist so ein Forscher. Er und seine Kollegen züchten die kleinen Winzlinge an der Universität Würzburg. „Bärtierchen sind schon etwas Besonderes“, sagt Thomas Dandekar. „Sie gehören nicht zu den Würmern, nicht zu den Insekten und erst recht nicht zu den Wirbeltieren. Bärtierchen haben ihren eigenen Stamm.“

Sie überleben überall

Tardigrade können vertrocknen und Jahre später wieder zum Leben erwachen. Weder starke Hitze noch Kälte kann ihnen etwas anhaben. Forschende haben sie schon gekocht und auch eingefroren. Das hat die Bärtierchen nicht gestört. Man hat sie sogar schon ins Weltall mitgenommen. Menschen können dort nur mit speziellen Raumanzügen überleben. Denn da draußen ist es extrem kalt und es gibt keine Luft zum Atmen. Die Bärtierchen hingegen brauchten keine Anzüge. Ihnen hat die Reise ist All überhaupt nichts ausgemacht.

Bärtierchen können ihre Lebensdauer unterbrechen. Wenn zum Beispiel das Moos um sie herum austrocknet oder es im Winter zu kalt wird, haben die Bärtierchen eine Strategie entwickelt: Sie machen einfach so lange Pause, bis ihre Lebensbedingungen wieder besser werden.

Die kleinen Superhelden ziehen dann ihre Beinchen zusammen und pressen fast ihre komplette Flüssigkeit aus dem Körper. Die Bärtierchen legen sich sozusagen selber trocken. Sie verwandeln sich dann in leblose Tönnchen mit einer robusten Außenhülle. In dieser Form können sie mit dem Wind oder durch andere Tiere verbreitet werden. Oder auf bessere Zeiten warten.

Nehmerqualitäten

„Diese Tiere sind unheimlich robust“, erklärt Thomas Dandekar. Das liegt aber nicht daran, dass sie ein magisches Schutzschild besitzen würden. „Bärtierchen überleben dank einer Art Boxer-Strategie“, sagt der Forscher. „Sie stecken sozusagen alle Schläge aus der Umwelt ein. Und dann reparieren sie sich sofort wieder.“ Wenn das doch nur wir Menschen so gut könnten…

„Von den Grundbausteinen sind Menschen den Bärtierchen gar nicht so unähnlich“, sagt Thomas Dandekar. Deshalb versucht er herauszufinden, welche Stoffe in den kleinen Wesen stecken, die sie so stark machen. „Diese Stoffe könnten auch den Menschen dienen und unser Gewebe etwas stärker machen“, sagt Thomas Dandekar. „Natürlich wollen wir uns dabei nicht gleich in riesige Bärtierchen verwandeln.“ Aber ein paar von den Superkräften würden uns vielleicht ganz gut tun.

Bärtierchen selbst entdecken

Weil sich Bärtierchen so gut an ihre Umwelt anpassen, leben sie praktisch überall. „Besonders häufig sind sie auf Moosen zu finden“, sagt Bärtierchen-Forscher Thomas Dandekar. Wer also selbst einmal Bärtierchen entdecken will, braucht ein Mikroskop, etwas Moos aus dem Garten und viel Geduld.

Das Moos wird in eine Schale gelegt und mit Wasser betropft, bis es sich voll gesogen hat. Wenn man nach ein paar Stunden das Moos aus der Schale nimmt, bleibt etwas Wasser übrig. Mit etwas Glück tapsen in dem Wasser Bärtierchen herum. Die kann mit mit dem bloßen Auge nur als kleine Pünktchen erkennen. Deshalb sollte man das Moos-Wasser unter dem Mikroskop untersuchen. Und wem die Suche im Moos zu mühselig ist: Bärtierchen lassen sich auch bestellen.

Text: Philipp Brandstädter,
zunächst erschienen über dpa Nachrichten für Kinder, Juni 2014

Quellen:

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